Im Süden Europas findet man eine einsame und teils fast unerschlossene Bergwelt. Durch drei Länder zieht sich dort ein Fernwanderweg, welcher seines Gleichen sucht. Denn der Peaks of the Balkans führt durch unterschiedlichste Landschaftstypen: auf hohe Berge, in tiefe Täler und zu sehr hilfsbereiten Menschen!
1. Allgemeines
Der klassische Tourismus der Adriaküste ist Luftlinie gut 50 km vom Peaks of the Balkans entfernt und dennoch könnte diese Bergwelt nicht weiter davon weg sein. Auf knapp 200 km durch malerische und sehr abwechslungsreiche Landschaften erlebt man auf dem Peaks of the Balkans die Einsamkeit der Berge. Dabei werden gut 11.000 Höhenmeter auf teils messerscharfen Felsen und schroffen Bergflanken überwunden.
Es sind zwar mittlerweile einige Wanderer auf dem Trail unterwegs, allerdings verteilen diese sich sehr gut. Es gibt mehrere Tage, an denen man keinen einzigen Menschen trifft. Lediglich die Etappe zwischen Theth und Valbona ist stark frequentiert, da dort viele Tagestouristen unterwegs sind.
Für den Trail benötigt man 8-12 Tage und eventuell zusätzliche Zeit für Abstecher. Eine gut machbare Einteilung in 10 Etappen und viele wichtige Details findet man im Wanderführer von Outdoor:
Wer etwas mehr Zeit hat oder schneller unterwegs ist, für den gibt es sehr lohnenswerte Touren direkt am Wegesrand. Viele dieser Touren und Varianten des Trails sind im entsprechenden Wanderführer von Rother zu finden:
Ab dem Jahr 2006 wurde mit der Entwicklung des Peaks of the Balkans begonnen. Seit 2015 bestizt er einen offiziellen Status. Dennoch befindet sich vieles am Wegesrand noch in der Entwicklung. Auch wir haben teils gravierende Unterschiede zu den Angaben im Wanderführer festgestellt und werden im Folgenden darauf hinweisen.
2. Anreise
Der Peaks of the Balkans verläuft durch drei Länder, über deren Hauptstadtflughäfen die Anreise möglich ist. In unserem Fall war es leider so, dass unser Flug wenige Tage vor der Reise gestrichen wurde. Wir entschieden uns daher, mit dem Auto zu fahren, was defintiv nicht empfehlenswert ist! Die Fahrt dauert ewig, führt durch zahllose Länder mit Maut und jenseits der EU kann man an mehreren Grenzen mit Wartezeiten von 3 Stunden oder mehr rechnen. Fährt man über Serbien, endet irgendwann die Autobahn und die Anarchie der Straße beginnt. Mit etwas Glück muss man eine Umleitung fahren und verabschiedet sich dabei vom Asphalt.
Nach Rücksprache mit mehreren Wanderern können wir die Anreise mit dem Flugzeug über Podgorica sehr empfehlen. Die Flüge sind äußerst günstig und dauern nicht lange, anschließend kann man mit Bus, Zug oder Taxi in die Stadt fahren. Von dort fährt mehrmals täglich ein Bus direkt nach Plav, einen der möglichen Ausgangspunkte für die Tour.
Die Busfahrt kann man im Vorfeld auf der Seite von BalkanViator buchen, sie kostet meist 10 Euro p.P. und dauert ca. 4 Stunden.
Die Anreise über Albanien (Tirana) ist ebenfalls möglich und üblich. Allerdings muss man von Tirana zunächst nach Shkodra fahren und anschließend mit einem geländegängigen Bus über unbefestigte Straßen nach Theth. Diese Variante dauert länger und ist teurer.
3. Grenzübertritte
Weder Abanien, noch Montenegro, noch der Kosovo gehören zur EU. Bei jedem Grenzübertritt ist eine Registrierung mit dem Personalausweis oder Reisepass nötig. Natürlich gibt es im Gebirge schon längst keine Grenzposten mehr, daher ist theoretisch eine Anmeldung an der nächsten Polizeistation notwendig. Da das organisatorischer Unfug ist, kann man seine Grenzübertritte vorab online anmelden, der Reiseveranstalter Zbulo bietet hierfür einen Service an.
Wir wollen nicht davon abraten, diese (rein rechtlich notwendigen) Dokumente zu besorgen. Wir können aber berichten, dass weder wir, noch irgendein anderer Wanderer, den wir getroffen haben, kontrolliert wurde.
4. Ausrüstung
Der Peaks of the Balkans ist ein anspruchsvoller Fernwanderweg mit teils alpinem Charakter. Hin und wieder sind die Hände gefragt, wenn das Gelände steil ist. Außerdem verfügt das Karstgestein über rasiermesserschafre Kanten und man kann bis in den Hochsommer hinein mit ausgeprägten Schneefeldern rechnen. Festes Schuhwerk ist Pflicht, eine lange Hose und die Regenjacke dürfen ebensowenig fehlen wie Sonnencreme und Kopfbedeckung. Schaut euch auch gerne unsere Trekkingausrüstung an:
Der Einfachheit halber haben wir uns auch bei dieser Tour für den Trangia Spirituskocher entschieden. Wenn man mit dem Flugzeug anreist und nicht extra nach Gaskartuschen suchen möchte, ist das eine sehr praktische Lösung.
Trekkingstöcke sind auf dem Peaks of the Balkans sehr hilfreich, da sowohl die langen und steilen Aufstiege, als auch die langen und steilen Abstiege kräftezehrend sind. Nachschub an Ausrüstung gibt es entlang des Trails quasi nicht, man sollte daher gewissenhaft packen.
5. Übernachtung
Hier kommt die erste wichtige Abweichung zum Wanderführer von Outdoor: Es ist mittlerweile problemlos möglich, die 10 Etappen des Peaks of the Balkans als Hüttentour zu machen! In jedem Dorf haben sich in den letzten Jahren „Guesthouses“ angesiedelt, häufig kann man auch in den Hütten der Dorfbewohner unterkommen. Eine Übernachtung inkl. Frühstück, Abendessen, Wasser sowie Tee und eventuell einem Lunchpaket kostet p.P. meist zwischen 20 und 30 Euro.
Es lohnt sich dennoch ein Zelt dabei zu haben, denn Wildcampen ist in allen drei Ländern am Peaks of the Balkans erlaubt/geduldet. Die beeindruckende Bergkulisse bietet dafür die passende Umgebung. Überall am Wegesrand oder auch in den Dörfern findet man Orte, wo man sein Zelt aufschlagen kann. Möchte man die Infrastruktur eines Dorfes nutzen, so wird natürlich ein kleiner Obulus (5 €) für den Grundstücksbesitzer fällig. In unserer Beschreibung der Etappen geben wir für jede Etappe Hinweise, wo hervorragende Zeltmöglichkeiten zu finden sind.
Vor Bären muss man sich übrigens nicht fürchten. Laut Wanderführer gibt es sie, laut Wikipedia sind sie in der Region heimisch, jeder Einheimische bestätigt, dass sie irgendwo in den Bergen leben, aber keiner hat sie gesehen. Ein wenig Vorsicht und gesunder Menschenverstand sind dennoch ratsam.
6. Essen und Trinken
Essen:
Einen richtigen Supermarkt gibt es nur in Plav. Wenn das dann der Ausgangspunkt der Tour ist, nützt das reichlich wenig. In Theth und Valbona gibt es noch kleine Läden bzw. Verkaufsstände, die allerdings für Wanderer ungeeignet sind.
Da auch in den Wanderführern keine weiteren Informationen zu finden sind, ziehen viele Wanderer mit Vorräten für viele Tage los. Das ist allerdings nicht zwingend nötig!
Wer den Trail als Hüttentour macht, kann fast ganz auf Vorräte verzichten, denn es wird meist Vollverpflegung angeboten. Auf Nachfrage lässt sich problemlos zusätzliches Essen kaufen und mitnehmen. Wer mit dem Zelt unterwegs ist, kann diese Angebote ebenfalls nutzen. Man kann beispielsweise mittags in einem Dorf einkehren und sich dort auch gleich ein Lunchpaket mitgeben lassen, welches dann das Abendessen und das nächste Frühstück ergänzt. Die Preise variieren hierbei stark, es lohnt sich vorher nachzufragen und ein wenig zu verhandeln.
Auf den Tisch kommen meist Lebensmittel aus eigener Produktion, also Tomaten, Gurken, Käse, Paprika, Marmelade, selbstgebackenes Brot und viele Eier.
Trinken:
Das Wasser am Peaks of the Balkans ist meist glasklar und kann aus kleinen Bächen und Quellen bedenkenlos getrunken werden. Da im Hochsommer noch überall Schnee zu finden ist, sind die meisten Quellen verlässlich mit Wasser gefüllt. Auf den Karten von OpenStreetMap sind allerdings einige Quellen verzeichnet, die unauffindbar sind. Wer also abseits der Zivilisation zelten möchte, sollte lieber an der vorletzten Gelegenheit vor dem potenziellen Zeltplatz noch einmal Wasser auffüllen.
7. Etappen
Die Etappeneinteilung im Wanderführer (10 Etappen) ist gut machbar, auch wenn man die täglich mehr als 1.000 Höhenmeter irgendwann spürt. Wir wollen hier natürlich nicht den Wanderführer abschreiben, daher geben wir im Folgenden Hinweise, wo man auf jeder Etappe besonders gut zelten kann und weisen auf einige Abstecher/Varianten hin. Wir gehen im Folgenden davon aus, dass man beim Start in Plav nur einen halben Tag oder weniger hat. Solltet ihr in Plav übernachten, könnt ihr auch unsere Etappen 1 und 2 an einem Tag problemlos schaffen.
7.1 Der Start in Plav
Wählt man die entspannte Anreise mit dem Flugzeug und Bus über Podgorica, erreicht man Plav je nach Verbindung zwischen 12 und 23 Uhr. Im Sommer lohnt es sich bis in die frühen Abendstunden hinein in Plav zu starten und einen Großteil der ersten Etappe zu laufen. Der Trail verläuft anfangs lange Zeit über breite Forstwege und nach einer kurzen Kraxelei bewegt man sich lange über ein Hochplateau, sodass man insgesamt sehr schnell vorankommt.
Zwischendurch erhält man gute Ausblicke auf das Tal und den See von Plav, von dessen Verkehrslärm man sich für über eine Woche verabschieden darf. Nach einem breiten Tal gilt es rechtsseitig einen steilen Hang zu erklimmen, was sehr schweißtreibend sein kann. Als Belohnung folgt ein sehr angenehmer, baumloser Bergrücken, welcher grandiose Ausblicke auf das zentrale Bergmassiv zwischen Plav und Theth bietet. Nach einigen Kilometern, auf denen es gelegentlich auf und ab geht, erreicht man eine Hochlage, die links und rechts Blicke auf unterhalb gelegene Seen bietet. Von dort folgt ein Abstieg zu einer Art Hochplateau, welches noch näher am zentralen Bergmassiv liegt. Dort gibt es eine ausgebaute Quelle (Viehtränke), aus deren Schlauch sauberes Wasser kommt. Hier findet man perfekte Zeltplätze!
7.2 Der Weg ins Vusanje-Tal
Der Tag beginnt mit einem Abstieg über Wiesen und durch kleine Bäche in Richtung Vusanje. Unterwegs passiert man eine Hirtenhütte, welche Getränke und Essen anbietet. Der Pfad wird irgendwann wieder breiter und auf der linken Seite öffnet sich das lange Tal von Vusanje. Im Dorf gibt es einige Guesthouses und hier und da eine Villa, vor denen nicht selten ein Porsche mit mitteleuropäischen Kennzeichen zu finden ist.
Im Zentrum des Ortes findet sich eine große Wiese und einige Unterstände, hier könnte man auch zelten. Man folgt anschließend dem breiten Schotterweg das Tal hinauf, wo stets glasklares Wasser im Bergbach fließt. Man kommt an einer großen Freifläche vorbei, die bei Auto-Campern beliebt ist – sofern die Autos bis dahin kommen – und erreicht nach 6 km einen großen Bergsee (Wasser ist trinkbar) in traumhafter Lage. Hier findet man auch einen hervorragenden Zeltplatz.
Wem die Etappe zu kurz ist, der kann dem Tal weiter folgen und sogar bis Theth laufen. Unser Tipp ist aber: folgt dem Pfad ein Stück zurück (oder biegt vor dem See bereits ab) und geht über eine Variante in ein Seitental.
7.2a Variante zur Etappe 2
An einer Gabelung der Forstpiste hält man sich, aus Vusanje kommend, links. Man folgt dieser Piste bis zu einem großen aber verfallenen Bauernhaus auf einer weitläufigen Almwiese. Von dort aus führt ein markierter Weg tiefer ins Gebirge. Folgt man diesem, so erreicht man nach einem langen, steilen Aufstieg ein Hochtal. Dieses öffnet sich plötzlich und bietet Ausblick auf drei herrliche Bergseen, die zum Baden einladen.
Durch die gewaltige Kulisse der Berge folgt man dem Pfad rechts im Tal weiter bergauf und erreicht einen weiteren See. Es wird steiler und steiler, bis man einen Pass erreicht und von dort aus ins Tal von Vusanje absteigen kann. Der Weg ist gegen Ende sehr verwachsen. Es bietet sich an, oberhalb eines Hochtals einfach über den grasbewachsenen Hang abzusteigen und zurück auf den Peaks of the Balkans zu gehen. Folgt man diesem, erreicht man nach wenigen Metern eine verfallene Hirtenhütte mit Brunnen. Hier kann man zelten oder man steigt weiter auf. Nach einigen Bunkern (Etappe 3) kommt die letzte Möglichkeit, Wasser aufzufüllen.
7.3 Nach Theth
Vom verfallenen Bauernhaus aus folgt man dem nahezu ebenen Weg durch das malerische Tal. Zur rechten öffnet sich der Blick in eine völlig wilde Berglandschaft ohne jeden Pfad, aber dafür mit schroffen Gipfeln. Nach einiger Zeit steigt man linksseitig den Hang hinauf und überquert einen Bergbach, auf dessen anderer Seite die ersten albanischen Bunker auf dem Weg liegen. Im Gegensatz zum GPS-Track hält man sich nun rechts im Tal und erblick hinter dem Hügel ein verlassenes Militärgebäude, hier kann man für eine ganze Weile letztmalig Wasser auffüllen (Stein mit der Aufschrift „Water“).
Im Anschluss steigt der Pfad stetig an, der Arapi („albanisches Matterhorn“), liegt stets majestetisch vor euch. Kurz vor dem Pass nach Theth steigt man nochmals steil in ein Tal mit einem kleinen See ab. Danach ist der Blick in das weite Tal von Theth frei. Am Pass hat man nun die Wahl: direkt absteigen oder den Arapi erklimmen (Variante zur Etappe 3).
Der Abstieg ist steil, lang und anstrengend. In Theth selbst gibt es außer vielen Guesthouses nicht sehr viel zu sehen, daher folgt man an einer Kreuzung dem linken Pfad. An einem Bach werden jetzt sämtliche Wasservorräte aufgefüllt. Es folgt ein äußerst steiler Anstieg, welcher in der Nachmittagssonne kräftezehrend werden kann. Dafür erreicht man nach 2,5 km eine große Wiese, an deren oberen Ende ein sehr schöner Zeltplatz ist. Etwas unterhalb wäre theoretisch eine Quelle, aber die war in unserem Fall trocken, obwohl es an diesem Tag starken Regen gab.
7.3a Auf den Arapi
Am Pass nach Theth hat man die Gelegenheit für einen Abstecher auf den Arapi, welcher hoch über dem Tal von Theth aufragt. Laut GPS-Daten ist der Weg nicht besonders weit und 300 Höhenmeter sind eigentlich auch keine Herausforderung. Allerdings ist der Aufstieg mit voller Wanderausrüstung anstrengend, das Gelände ist äußerst unwegsam und die Schneeverhältnisse können viel Zeit kosten. Es macht daher Sinn, den Rucksack irgendwo an einem Stein zu deponieren, auch Trekkingstöcke sind nach kurzer Zeit eher hinderlich. Plant für den Abstecher etwa 3,5 h ein.
Nach einem kurzen Auf- und Ab durch schroffe Felsen beginnt ein Anstieg durch Blockgelände. Die Felsen sind rasiermesserscharf aber dafür griffig – außer bei Regen. Der genaue Routenverlauf ändert sich hier ständig aufgrund der Schneeverhältnisse, allgemein sollte man den Steinmännchen folgen. Nachdem man den Karst hinter sich gelassen hat, sind die letzten 100 Höhenmeter zwar steil aber schnell überwunden. Oben erwartet euch ein herrlicher Rundumblick in zwei Länder.
7.4 Durch das Tal von Valbone
Streng genommen ist diese Etappe ab Valbone ebenfalls eine Variante. Nach Rücksprache mit einigen anderen Wanderer können wir aber versichern: der Weg nach Cerem über den Berg ist deutlich lohnenswerter als durch das Tal!
Von der Wiese beginnt ein angenehmer Aufstieg durch einen Wald. Zunächst passier man ein Wald-Café und erreicht nach kurzer Zeit den Valbone-Pass. Hier bietet sich ein beeindruckender Blick in das gewaltige Tal mit seinem breiten Flussbett. Ab jetzt kennt der Weg lange Zeit nur eines: steil bergab. Bis in den Hochsommer hinein sind hier Schneefelder und Eisflanken zu queren. Das kann je nach konkreter Situation etwas heikel werden, nicht zuletzt dadurch, dass sich auf dieser Strecke sehr viele Tagestouristen tummeln. Dazu kommen dann noch etliche Pferde für den Gepäcktransport und der Stau im Gebirge ist perfekt.
Wer auf der beschriebenen Wiese gezeltet hat, verfügt über reichlich Vorsprung und kann morgens die Einsamkeit der Berge und die tollen Ausblicke in Ruhe genießen. Irgendwann kommen einem dann beim Abstieg die Karawanen aus Valbone entgegen, aber zu diesem Zeitpunk hat man wieder mehr Platz. Im Anschluss durchstreift man das breite Flussbett, was hier gleichzeitig der Hauptverkehrsweg ist. Mit Autos muss man allerdings erst ab der asphaltierten Straße rechnen.
Es zeigt sich: das Tal ist sehr touristisch. Daher lohnt sich der erneute Aufstieg in die Bergwelt. Wasser gibt es allerdings erst am Ende des Komoot-Tracks für diesen Tag! Nehmt daher unbeding in Valbone genug mit, um diesen Anstieg in der Nachmittagshitze zu schaffen.
Durch dichten Wald geht es nun lange und steil bergauf. Am Ende öffnet sich eine weite Berglandschaft, in der wieder je nach Jahreszeit Schneefelder gequert werden müssen. Nach einem letzten steilen Abstieg erreicht man die Wiesen, auf denen unsere erste Etappe endete. Hier gibt es wieder Wasser und einen guten Zeltplatz. Wer nicht zweimal am selben Ort schlafen möchte, kann dem Pfad noch ein Stück in Richtung Cerem folgen. Nach kurzer Zeit erreicht man eine Hirtenhütte (bewirtschaftet), die zum verweilen einlädt.
7.5 Über Cerem ins Gashi-Tal
Zunächst folgt man dem Pfad ins Tal in Richtung Cerem, wobei man unterwegs an kleineren Bauernsiedlungen vorbeikommt, die nur im Sommer bewohnt sind. Der Weg ist hier sehr schlecht markiert, man sollte das GPS daher stets im Blick behalten. Irgendwann taucht man in einen tiefen, dunklen Wald ein, der angenehmen Schatten spendet. An den kleinen Bächen im Wald lassen sich verschiedenfarbige Schlangen beobachten, später erreicht man ein tief eingeschnittenes Tal eines größeren Baches. Diesem folgt man bis zu einer Forstpiste. Von dort ist es nun nicht mehr weit bis in den Ort Cerem.
Dort angekommen hat man die Wahl: man kann direkt die „Straße“ weiter aufsteigen oder begibt sich zum Dorfzentrum und steigt anschließend etwas steiler über eine Wiese auf. In beiden Fällen erreicht man ein Café. Auf der anderen Straßenseite befindet sich ein Wasserhahn. Wer auf der großen Wiese hinter der nächsten Grenzüberschreitung (bei OpenStreetMap als „Trokus“ bezeichnet) zelten möchte, muss hier auffüllen. Wer etwa 2 km weiter gehen möchte, um an einer (bewirtschafteten) Hirtenhütte zu übernachten (Komoot-Track), kann dort Wasser fassen.
7.6 Durch Doberdol in den Kosovo
Zunächst führt der Trail durch einen Wald mit zahlreichen umgestürzten Bäumen in das Dorf Balqin. Nach einem Abstieg hält man sich oberhalb des letzten Gehöfts links und geht wieder bergauf, wundert euch nicht, wenn ihr hier vormittags gefragt werden, ob ihr übernachten wollt. Ab jetzt öffnen sich immer wieder großartige Blicke in das Tal von Doberdol, der Weg verläuft aber noch immer größtenteils im Wald.
Kurz vor Doberdol steigt man nochmals kurz und knackig in ein Tal ab und wieder heraus, dann endet der Wald und ihr erblickt das weitläufige Tal. Plötzlich sieht es aus, als wäre man irgendwo in Skandinavien: baumlose steile Berge, deren grünes Gras nur von einigen Felsen unterbrochen wird.
In Doberdol gibt es dann mehr Wegmarkierungen als auf dem gesamten Trail insgesamt, denn jeder Bewohner möchte sichergehen, dass ihr rein zufällig an seinem Guesthouse vorbei kommt. Schaut daher lieber zweimal auf den GPS-Track. Nach dem Dorf folgt ein langer, steiler Anstieg zunächst querfeldein über Wiesen. Irgendwann taucht dann am Berghang ein Trampelpfad auf, dem ihr folgt. Im oberen Teil ist es ratsam, nicht den Markierungen, sondern dem Track zu vertrauen, denn die Markierungen enden plötzlich am Pass, während der Track in einem Bogen um die steile Bergflanke herumführt.
Jetzt beginnt ein langer und sehr angenehmer Abschnitt. Man bewegt sich gefühlt ewig auf einem großen Bergrücken an der Grenze zwischen Montenegro und Kosovo. Die Aussicht ist grandios und man kommt gut voran. Am frühen Nachmittag solltet ihr den Roshkodol-Pass überqueren und in ein weites, unbewohntes Hochtal gelangen. Hier gibt es zahlreiche Bäche und Quellen, ebenso wie eine ideale Zeltstelle.
7.7 Durch das Rugova-Tal
Die letzten beiden Etappen waren sehr kurz, wer möchte kann diese natürlich individuell verlängern. Dafür kommt jetzt mal eine längere Etappe! Zunächst folgt man dem GPS-Track durch das Tal von Roshkodol, auch wenn der Wanderführer hier etwas anderes sagt. OpenStreetMap und einige GPS-Tracks zeigen hier direkt nach dem Roshkodol-Pass einen Weg ins Tal. Mehrere Wanderer haben uns diesen bestätigt. Wir können jedenfalls berichten, dass der Abstieg, so wie er im Wanderführer beschrieben ist, oberhalb von Roshkodol irgendwo im Unterholz endet (es ist trotzdem möglich).
Von Roshkodol gelangt man über einen breiten Fortweg recht schnell in das Dörfchen Milishevc. Es bietet sich an, beim Guesthouse Lojza (rechts vom Weg, noch vor Milishevc) Essen zu kaufen, dann kann man noch vor (oberhalb!) des Dorfes links auf einen Pfad abbiegen, welcher wieder bergauf führt. Füllt aber unbedingt nocheinmal Wasser auf, denn bis ins Rugova-Tal gibt es keine weitere Quelle. Es geht lange und steil bergauf, wundert euch nicht, wenn der Trampelpfad irgendwann verschwindet, hier ist kreative Wegfindung gefragt. Irgendwann erreicht man den ersten Pass, welcher nach einem kurzen Wirrwarr durch Felsen auf eine Hochebene führt.
Hier öffnet sich wieder eine weite Landschaft. Nach einem kurzen Aufstieg erreicht man ein kleines Hochtal mit einem Bergsee, der sich leider als Kuh-Tümpel entpuppt. Der Brunnen, den man bei OpenStreetMap sieht, existiert nicht. Es folgt ein endloser und sehr steiler Abstieg durch den Urwald des Kosovo. Wind weht in diesem Seitental scheinbar nie, es kann drückend heiß werden. Irgendwann erreicht man eine erlösende Forstpiste. Hier hat man drei Möglichkeiten: Man folgt dem Peaks of the Balkans relativ direkt ins Tal und landet an einer großen Straße, man kann auch dem Wanderführer glauben und darf gegen Ende nochmal einen Kilometer geradewegs durch das Unterholz kriechen. Die dritte und beste Option ist: geht den Weg wie in unserem Komoot -Track, dieser führt über eine Forstpiste an einer Quelle vorbei ebenfalls zur Straße, allerdings sind es in diesem Fall nur wenige Meter, bis ihr wieder von der Hauptstraße abbiegen könnt.
Es folgt ein monotoner Anstieg über Asphalt in das Dorf Reke e Allages. Wir empfehlen hier das Guesthouse Ariu, welches mit besonders leckeren Essen aufwartet. Man kann natürlich auch weiter aufsteigen, bereits nach wenigen Hundert Metern erreicht man eine Schutzhütte, Wasser gibt es dort aber nicht.
7.8 Zu den Seen von Kuqishte
Diese Etappe war sicher einmal schön, denn die Wanderung auf der nördlichen Seite des Rugova-Tals bietet grandiose Blicke auf den steilen Abstieg des vergangen Tages und die kommenden Aufstiege. Leider ist ein längerer Abschnitt ab dem Örtchen Drelaj mittlerweile asphaltiert. Früher war an dieser Stelle ein ruhiges Flusstal. Wegen dieser Straße kürzen nahezu alle Wanderer hier ab und fahren ab Drelaj per Anhalter.
Wir sind den Weg komplett gegangen und können bestätigen: ab Drelaj verpasst ihr an diesem Tag nichts. Nachdem die Straße im Dorf Dugaive endet, folgt ein Abstieg durch das Unterholz. Da hier quasi niemand mehr wandert, hat sich der Urwald den Trail einverleibt.
Bis Drelaj loht sich die Etappe durchaus. Nach einem längeren, teils knackigen Anstieg erreicht man ein Hochplateau. Hier thront der Berg Hajla direkt vor euch, dessen Besteigung etwa 3 h zusäzlich beansprucht. Es folgt der Abstieg nach Drelaj über das Dorf Pepaj, die Wegmarkierungen sind hier teilweise nicht ganz eindeutig. In Drelaj kann man schnell zur Hauptstraße im Tal absteigen und von dort nach Kusqishte fahren.
Hier folgt ein erneuter Anstieg über Asphalt, wer Glück hat, findet eine Mitfahrgelegenheit. Am Hotel Guri i Kuq gibt es sehr leckeres Essen und einen hervorragenden Blick ins Tal. Es gibt eine Art Wanderhütte für Übernachtungen, deren Zustand aber im krassen Gegensatz zum guten Essen steht! Es lohnt sich weiter aufzusteigen, denn nach knapp einer Stunde erreicht man den See Leqinat, oberhalb dessen Ufer man eine gute Zeltstelle findet. Sollte hier kein Platz sein, gibt es noch eine weitere Zeltstellt (mit Wasser), etwa 300 m bevor ihr den See Liqeni i Drelajve erreicht.
7.9 Zum See Hridska Jezero
Von den beiden Bergseen ausgehend beginnt ein langer aber moderater Anstieg zum Jelenka Pass. Rechts und links ragen die Berge auf und man denkt: wenn irgendwo ein Bär lebt, dann hier! Kurz vor dem Pass erreicht ihr eine Quelle, an der man auch gut zelten könnte.
Ab dem Pass blickt ihr rechts auf eine quasi unbewohnte, weite Landschaft. Der Peaks of the Balkans verläuft nun ohne größere Steigungen oder Gefälle auf einem Bergrücken. Irgendwann erblickt ihr links von euch wieder das Tal von Roshkodol, was ihr vor wenigen Tagen durchquert habt. Es folgt ein Abstieg über Wiesen und Bergbäche in das Dorf Babino Polje. Seid beim Abstieg vorsichtig, was Wegmakierungen betrifft, denn manche führen zu heiklen Flussquerungen. Der oben verlinkte Track sollte zu einer Brücke führen.
Es folgt ein Anstieg über Forstpisten, der euch zu Samel’s Cottage führt. Hier gibt es gutes Essen und die Möglichkeit in kleinen Hütten zu übernachten. Nach wenigen Kilometern erreicht ihr den Hridsko Jezero, einen malerischen Bergsee. Hier gibt es in einem kleinen Tal hinter dem See eine Zeltstelle. Allerdings wimmelt es hier von Mücken, daher lohnt es sich noch kurz weiter zu gehen (Wasser vorher auffüllen!). Nach ein paar Metern bergan erreicht ihr eine alte Schutzhütte. Folgt ihr der Forstpiste etwa 2 km weiter, seht ihr eine sehr einladende, neu gebaute Schutzhütte (Bilder: Komoot) mit Übernachtungsmöglichkeit! Man kann bei beiden Hütten auch das Zelt aufschlagen und die Aussicht genießen.
7.10 Zurück nach Plav
Wer an der Schutzhütte übernachtet hat, dem bleibt am letzten Tag nicht mehr viel zu tun. Zeitdruck besteht ebenfalls nicht, da die Busse ab Plav zwischen 10 Uhr und 20 Uhr fahren.
Der Trail kennt heute auch nur eine Richtung: bergab. Über Wiesen, durch Wäldern und entlang kleiner Bäche gelangt ihr zügig zu den ersten Bauernhäusern. Vorbei an einer Quelle steigt ihr in ein Flusstal ab und quert den Wasserlauf. Nach einem letzten kurzen Aufstieg flogt ihr einer Forstpiste bergab und seht irgendwann Plav mit seinem See.
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