Gravel, schmale Pfade und unbefestigte Straßen begleiten uns schon seit Tagen. Wir sind mehr oder weniger auf dem EuroVelo 8 unterwegs und gefühlt stammen diese Wege noch aus Kaiser Franz Joseph’s Zeiten. Doch die atemberaubende Landschaft, die Sonne und das Meer entschädigen für jeden Meter, den wir schieben müssen.
Nichts kann uns aufhalten, außer vielleicht ein winzig kleiner Virus im Jahr 2020.
Die Route
Was war im Corona-Jahr 2020 noch möglich? Wir entschieden uns von Triest in Italien nach Dubrovnik zu fahren, dort die Fähre nach Italien zu nehmen und uns dann entlang der Ostküste wieder nach Norden zu bewegen. Für den Weg nach Dubrovnik wollten wir grob dem EuroVelo 8 folgen, der Mittelmeer-Route. Den EuroVelo haben wir jedoch an lohnenden Stellen immer wieder verlassen. Auf italienischer Seite war geplant die Küstenradwege zu nutzen.
Wegen des Virus sollte alles ganz anders kommen, denn Schritt für Schritt wurden Regionen auf unserer Route zum Risikogebiet erklärt, Flixbus- und Fährverbindungen gestrichen und damit unsere Rückreise gefährdet.
Anreise
Dass wir Triest als Startpunkt wählten, hatte eigentlich nur einen Grund: die gute Flixbus-Anbindung. Gerade 2020 wurden viele Verbindungen gestrichen und die übriggebliebenen boten nicht mehr so umfangreiche Fahrradmitnahmen an. Natürlich kann man sein Fahrrad auch verpacken und als Sondergepäck aufgeben aber mit Triest als Startpunkt waren wir sehr zufrieden, denn es liegt genau am EuroVelo 8.
Die Fahrradtaschen gehen übrigens als normale Gepäckstücke durch. Es sind zwar 4 große Taschen, doch diese kann man ganz einfach zusammenbinden, sodass man 2 Gepäckstücke hat, die den Vorgaben von Flixbus entsprechen. Die kleinen Taschen am Lowrider nutzen wird als Handgepäck und die Lenkertasche wurde in einer größeren Tasche verstaut.
Die Flixbusfahrer müssen noch etwas sensibilisiert werden, wenn es um den Umgang mit Fahrrädern geht. Die Konstruktionen für die Fahrradmitnahme sind zwar maximal flexibel gestaltet, doch gibt es bei jedem Fahrrad – egal ob MTB, Rennrad oder Trekkingrad – irgendwas zu beanstanden. Wenn man sich daneben stellt und mit anpackt, kann man zumindest kontrollieren, ob das Fahrrad wirklich fest sitzt und dass nicht irgendwelche Schäden entstehen.
Nach einer erholsamen Nacht im fast leeren Flixbus konnten wir bei strahlendem Sonnenschein endlich starten.
Ausrüstung
Wir waren mit unserer üblichen Radreise-Ausrüstung unterwegs, mit welcher wir auf alle Möglichkeiten vorbereitet sind. Egal ob die Sonne scheint, der Regen auf uns niederprasselt, wir wildcampen oder uns in einer Pension niederlassen – wir haben alles Wichtige in unseren Taschen. Mit dem Equipment können wir mehrere Tage autark unterwegs sein. Schaut euch gerne unsere Ausrüstung an:
Auf dieser Reise war mal wieder wichtig ein Zelt dabei zu haben. Grundsätzlich favorisiere wir es zu zelten und insbesondere auf den Abschnitten im Inland, an den besonders schönen Orten, sucht man vergeblich nach einer Unterkunft.
Die Gravelbikes haben sich auch dieses Mal wieder bewährt. Die Kombination aus Geschwindigkeit und Fahrkomfort ist unvergleichlich. Sie bieten mehr als genug Platz für Taschen, die breiten Reifen sind auf den meisten unbefestigten Wegen griffig und sie sehen einfach nur klasse aus!
Teil 1: Küste und Touristen
Zunächst galt es lebend aus Triest herauszukommen. Die Stadt ist zwischen Bergen und Meer zusammengepresst und bietet daher nur wenig Platz. Dennoch hat man es geschafft einige Radwege und sogar Radstraßen einzurichten, sodass der EuroVelo 8 nur an wenigen Stellen auf vielbefahrenen Straßen verläuft.
Hat man die Stadt hinter sich gelassen, folgt ein kurzes Durcheinander von Straßen, Autobahnen und Radwegen in der Grenregion von Slowenien. Hinter einigen Einfamilienhäusern am Rand eines Wäldchens tauch er plötzlich auf: der Premiumradweg!
Dieser hervorragende Weg folgt grundsätzlich einer alten Bahntrasse und sorgt dafür, dass man Solwenien schnell und sicher durchqueren kann. Nach einigem Auf und Ab erreicht man das Meer und folgt der dicht besiedelten Küstenlinie bis nach Kroatien. Kurz vor der Grenze passiert man eine Saline, auf die sich ein herrlicher Blick ergibt, sobald man auf kroatischer Seite erneut einen Anstieg bewältigt.
Ab der kroatischen Grenze endet der Premiumradweg und für den Rest der Reise war das auch so ziemlich die letzte echte Radstraße. Nachdem man das bergige Hinterland Istriens verlassen hat, erreicht man wieder die Küste. Hier reihen sich Hotels, Campingplätze und Ferienwohnungen aneinander. Das hat den Vorteil, dass man nicht lange nach einer Unterkunft suchen muss.
Die nächsten Kilometer folgt der Radweg der Küstenlinien, was dennoch einige Höhenmeter mit sich bringt, denn die Küste Kroatiens ist bergig und schroff. Neben den Anlagen für Urlauber passiert man immer wieder die typisch kroatischen Küstenstädtchen. Diese ähneln sich alle dahingehend, dass meist ein Kirchturm inmitten einer Altstadt steht, die entweder auf einem Bergrücken oder einer Halbinsel errichtet wurde. Die markantestens Beispiele an der Westküste Istriens sind Umag, Porec und Rovinj. Die Altstädte sind meist herausgeputzt und laden zum Verweilen ein. Kurz vor Rovinj führt der EuroVelo 8 noch einmal ins hügelige Inland, sodass die markante Halbinsel auch von „oben“ bewundert werden kann.
Der eben erwähnte Abstecher ins Inland hat einen Grund: der Limski-Fjord. Nein, wir haben uns nicht verfahren, es gibt tatsächlich einen kleinen Fjord in Kroatien. An dieser Stelle lohnt es sich, den EuroVelo 8 zu verlassen und die Gravel-Route am Fjord zu nutzen. Diese folgt der Uferlinie und bietet immer wieder wunderbare Ausblicke auf diese einmalige Landschaft – allerding auch dezent anstrengend. Es folgt eine steile Abfahrt und ein ebenso steiler Anstieg entlang der Küstenstraße.
Nach Rovinj führt der EuroVelo 8 entlang der wenig bebauten Küste und teils durch das Hinterland, bis man die ersten Vororte von Pula erreicht. Auf diesem Abschnit gibt es immer wieder Möglichkeiten kleine Abstecher an einsame Buchten zu machen. An einigen Stellen verstecken sich auch Campingplätze oder Fleckchen an denen man ungestört wildcampen kann.
Die Campingplätze in unmittlelbarer Nähe zu Pula sind unverschämt teuer (Zelt = 40€), sodass man entweder wildcampen sollte oder sich eine Pension in der Altstadt nehmen kann, was manchmal sogar günstiger ist. Es lohnt sich einen Abend in der Altstadt von Pula zu verbringen, das Amphitheater zu besichtigen und nochmal ausgiebig die Vorräte aufzufrischen.
In Pula endete der erste Teil dieser Reise, wir ließen die Touristen-Küste hinter uns und folgten dem EuroVelo 8 an der Ostküste Istriens. Diese ist bergiger, sodass es weniger Möglichkeiten gibt ganze Küstenabschnitte zuzubauen. Und das ist gut so.
Teil 2: Hügel und Inseln
Nachdem man die Ausläufer Pulas hinter sich gelassen hat, erreicht man das Hinterland der Ostküste. Hier scheint es noch Menschen zu geben, die nicht vom Tourismus leben. Außerdem haben sich in dieser Gegend einige Wohlhabende sehr prunkvolle Anwesen errichtet, die einen beneidenswerten Ausblick auf die bergige Landschaft haben. Die Route ist ein ständiger Wechsel aus enormen Steigungen, wenig befahrenen und unbefestigten Straßen. Der Untergrund ist teilweise so locker, dass sogar die Gravelbikes an ihre Grenzen kamen.
In den kleinen Dörfern gibt es immer wieder Möglichkeiten einzukehren oder einzukaufen. Aufgrund der vergleichsweise dünnen Besiedlung kann man an vielen Stellen wildcampen. Ein kleines Highlight an der Ostküste ist die Alstadt von Labin, welche südlich der aus Blöcken bestehenden Neustadt auf einem Berg liegt. Wir legten sogar einen „Ruhetag“ ein, ließen die Räder beim Zelt zurück und wanderten durch die Hügel zur Altstadt.
Nach diesem kleinen Abstecher folgten wir weiter dem EuroVelo 8, welcher nach erneutem Auf und Ab oberhalb der steilen Küste verläuft. Die Küstenstraße ist zumindest in der Nebensaison wenig befahren und bietet immer wieder großartige Ausblicke auf kleine Städtchen, die Berge und das Meer. Der EuroVelo folgt weiter dieser Küstenstraße und führt schließlich nach Rijeka. Wir hatten keinerlei Interesse daran, auf einer Straße durch eine Großstadt zu fahren und überlegten uns eine Alternative. Gegenüber der Ostküste Istriens liegt die Insel Cres, auf welcher sich nur wenige Ortschaften befinden und die nur per Fähre zu erreichen ist. Das verspricht wenig Verkehr. Wir bogen also von der Küstenstraße ab und folgten dem sehr steilen Zubringer zum Fährhafen, an dem Dank Corona wenig los war.
Im nördlichen Teil der Insel Cres gibt es eigentlich nur eine Straße und bedingt durch die Fähre sind dort nur aller 2 Stunden ein paar Fahrzeuge unterwegs. Die Insel ist sehr bergig, sodass nach der Ankunft direkt 500 Höhenmeter anstehen. Die Landschaft und die Ausblicke entschädigen dafür, man hat quasi permanent einen Panoramablick.
Gerade in den Hochlagen der Inel kann es sehr windig sein, dafür ist die Straße hervorragend und man kommt dennoch gut voran. Es gibt immer wieder Möglichlkeiten auf schmale Pfade abzubiegen und sich einen Platz für die Nacht zu suchen. Nach einigen Stunden kann man entweder weiter auf der Insel gen Süden oder zur nächsten Fähre fahren um auf die Insel Krk abzubiegen. Wir entschieden uns für die Insel Krk, da wir an deren Nordende über die Brücke zum Festland und damit wieder zum EuroVelo 8 gelangen wollten.
Die Insel krk ist touristisch besser erschlossen, was nicht zuletzt an besagter Brücke liegt. Das spürt man auch am Verkehr. Es gibt auf der Insel zwar ein dichtes Radwegenetz, jedoch ist dieses eher für Mountainbikes ausgelegt oder man fährt auf Umwegen gen Norden. Letztlich muss man zwangsläufig die große Hauptstraße benutzen, da dies der einzige Weg von der Insel herunter ist. In unserem Fall war dieser Abschnitt besonders anstrengend, um nicht zu sagen grausam. Neben starkem Verkehr kam ein unfassbarer Wind aus Nordost auf, für uns also Gegenwind. Das führte dazu, dass wir auf ebener Strecke im allerkleinsten Gang fahren mussten. Wir kämpften uns durch und erreichten endlich wieder das Festland. Der Wind war zwar noch immer da, aber wenigstens konnten wir auf Nebenstraßen ausweichen. Nach der Überwindung eines großen Verkehrsknotens aus Autobahnen, Schnell- und Landstraßen führt der EuroVelo 8 abseits der Küste in das bergige Hinterland.
Teil 3: Wind und Berge
Kroatiens Küste ist hier sehr bergig, sodass außer einer Küstenstraße und kleineren Orten nicht viel zwischen Bergen und Meer zu finden ist. Dementsprechend wenig Tourismus ist im Bereich zwischen Rijeka und Zadar anzutreffen. Der EuroVelo 8 führt hinter der ersten Gebirgskette durch ein Nebental, um anschließend steil ins Gebirge zu gelangen. Auf diesem Teilstück gibt es noch weniger Tourismus als an der nahegelgenen Küste.
Es wird zunehmend steiler. Die Streckenplaner hatten offenbar die Idee, dass es zur Abwechslung mal schön ist sein Fahrrad zu schieben. In unserem Fall kam noch ein beständiger Wind aus dem Landesinneren dazu. Dieser war so stark, dass wir erneut ständig im kleinsten Gang unterwegs waren. Je weiter wir jedoch ins Gebirge vordrangen, desto großartiger wurde der Ausblick auf das Meer und die großen vorgelagerten Inseln.
Die Gebirgslandschaft war übrigens Kulisse der Winnetou-Filme, dass dort oben Pferde frei herumlaufen trägt dazu bei, dass man sich in die alten Indianer-Filme hineinversetzen kann. Auch die Landschaft wird zunehmend karger und kahler, sie ähnelt immer mehr einer Prärie. Währenddessen ist man auf kleinsten Straßen unterwegs, auf denen gefühlt nie ein Auto unterwegs ist. Die Landschaft lädt überall zum Verweilen und Übernachten ein, Läden oder Trinkwasser sucht man allerdings vergebens.
Für etwa 80 km führt der EuroVelo 8 in einem ständigen Auf und Ab immer tiefer ins Gebirge hinein. Der Untergrund ist größtenteils asphaltiert, manchmal ist man auch längere Strecken auf sehr lockerem Gravel unterwegs. Es wird aber immer wieder so steil, dass fahren kaum möglich ist. Wir hatten auf diesem Abschnitt erneut mit extremen Gegenwind zu kämpfen, sodass wir an einem Tag bis zum Mittag gerade einmal 30 km zurücklegten. Wir waren dennoch dankbar für jeden Kilometer in dieser herrlichen Landschaft.
Irgendwann ging es schließlich nicht mehr höher und ein weitläufiges Hochtal eröffnete sich. Nach einer schier endlosen Abfahrt erreicht man das Städtchen Otočac, wo es wieder Einkaufsmöglichkeiten und einige Unterkünfte gibt. Es macht jedoch mehr Sinn dem EuroVelo zu folgen und in einem Dorf zu übernachten. Diese sind sehr beschaulich und bieten ein hervoragendes Bergpanorama. Nach dem Örtchen Sinac passiert man eine alte Mühle mit einer Quelle, die wohl ein lokales touristisches Highlight sein muss. Jedenfalls ist dort eine komplette Wiese als Parkplatz für Touristen aus ganz Kroatien ausgewiesen. Im Umfeld der Mühle gibt es reichlich Pensionen und eine sehr gute Pizzeria.
In diesem Hochtal findet man vor allem an den Berghängen gute Möglichkeiten, um das Zelt aufzubauen. Man muss jedoch bereits im September damit rechnen, dass die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt fallen können.
Teil 4: Berge und Sterne
Nach einigen Steigungen sowie Hin und Her in der Karstlandschaft erreicht man das nächste Hochtal. Dieses ist noch weitläufiger als das Letzte. Man blickt durch die Hügel auf die hohen Berge, die die Landschaft rechts und links flankieren. Der EuroVelo 8 verläuft hier abseits am Rande des Hochtals, wo es immer wieder etwas zu entdecken gibt. Man fährt ständig an kleinen Höfen vorbei, trifft auf Badeseen und einmal überquert man einen Canyon.
Man durchquert das kleine Städtchen Gospic und kreuzt anschließend die Autobahn. Anschließend verläuft der Weg nahezu ohne Höhenmeter über eine Strecke von 40 km durch das breiter werdende Hochtal. Es ist ein ständiger Wechsel aus Feldern, Wäldern und Dörfern. Hier kann man mal richtig abschalten. Verkehr gibt es so gut wie keinen, ebenso wenig wie besondere Gründe anzuhalten.
Wenn der Weg eine große Straße kreuzt, hat man zwei Möglichkeiten: Man kann einerseits dem EuroVelo 8 nach Gračac und anschließend wieder nach Westen folgen oder man wählt den direkten Weg über die Velebit-Berge. Wir hatten noch nicht genug vom stundenlangen bergauf, also wählten wir die alte Passstraße.
Solltet ihr euch diese Route bei Komoot anschauen, seht ihr als Wegtyp „Bundesstraße„. Es mag sein, dass das vor unzähligen Jahren mal eine wichtige Straße war, aber spätestens seit die Autobahn unter dem Gebirge verläuft ist dort quasi niemand mehr unterwegs. Dazu kommt noch, dass der Asphalt zurückgebaut wurde, sodass man einen herrlichen Gravel-Abschnitt durch das Gebirge geboten bekommt!
Kurz vor den 500 Höhenmetern kommt noch eine Heilquelle, aus der man aber auch Trinkwasser schöpfen kann. Der folgende Anstieg ist zwar lang, aber angenehm zu fahren. Oben angekommen öffnet sich eine traumhafte Berglandschaft in der man nach jeder Kurve eine Pause machen möchte. Zwischen markanten Felsen und kleinen Wäldchen taucht hier und da eine Hirtenhütte auf. Es lohnt sich jedoch weiterzufahren, denn es wird immer besser. Das Highlight kommt etwa 5 km nach dem Pass: der Tulove Grede, der markante Felsen aus den Winnetou-Filmen.
Hier lohnt es sich ein paar Fotos zu machen. Des Weiteren gibt es eine Windschutzmauer mit einer Art „Denkmal“ für die alten Winnetou-Filme. Massentourismus gibt es hier dennoch nicht, nur auf der Rückseite der Mauer kampieren manchmal Kletterer.
Es ist egal zu welcher Uhrzeit man hier ankommt. Südlich des Felsens gibt es eine große, nicht einsehbare Fläche, dort wird jetzt das Zelt aufgebaut! Hier gibt es so viel zu entdecken. Wir haben daher die Räder stehen gelassen und die Umgebung erkundet. Folgt man der „Straße“, hat man nach wenigen Metern nahe einer kleinen Kapelle einen gewaltigen Ausblick auf die Küste von Zadar. Man kann auch den Tulove Grede besteigen oder einfach durch die schöne Bergwelt wandern.
Besonders zauberhaft wird es zum Sonnenuntergang, denn dann beginnt der sonst graue Kalkstein zu leuchten – erst gelb, dann orange und schließlich rot. Wenn man Glück hat scheint bei klarem Sternenhimmel der Mond im Süden und beleuchtet den Felsen.
Nach der kleinen Kapelle folgen fast 1000 Höhenmeter Abfahrt. Für Gravelbikes ist der Untergrund nur an wenigen Stellen zu locker, ein großer Teil der Strecke ist auch wieder asphaltiert. Hier kann man abschalten und rollen lassen.
Teil 5: Virus und Unwetter
Man erreicht die Küstenebene und trifft wieder auf den EuroVelo 8, der hier auf einer größeren Straße verläuft. Es folgen einige zähe Kilometer, die noch anstrengender werden, wenn viel Verkehr herrscht. Nach einer Brücke verlässt man die große Straße endlich und fährt durch die kroatische Pampa.
Die kleine Stadt Nin ist idyllisch und bietet eine hübsch restaurierte Alstadtpromenade. Anschließend ist es nicht mehr weit bis Zadar. Dort geht es zwar wieder hektischer zu, jedoch findet man auch ausreichend Einkaufsmöglichkeiten – neben Lebensmittelläden sogar einen Decathlon.
Um dem EuroVelo 8 zu folgen, muss man von Zadar mit der Fähre zur Insel Uglijan übersetzen. Wir haben uns auf der Insel eine Pension genommen und die aktuelle Corona-Lage gecheckt. Zu unserem Entsetzen mussten wir feststellen, dass urplötzlich und ohne Vorwarnung der gesamte Süden Kroatiens zum Risikogebiet erklärt wurde. Das machte sämtliche Pläne zunichte, denn wenn wir von Dubrovnik nach Italien übergesetzt wären, hätten wir in Quarantäne gemusst. Um die Gesamtsituation noch zu verschlimmern, hat Flixbus die Verbindungen aus Dubrovnik gestrichen. Wir wären also nicht wieder zurückgekommen. Da erkennbar war, dass sich die Risikogebiete von Süden nach Norden ausbreiteten, entschlossen wir uns ebenfalls nach Norden zu fahren.
Es sollten mehrere hundert anstrengende Kilometer bei sehr launischem Wetter folgen.
Wir setzten also erneut mit der Fähre über und durchquerten die Küstenebene von Zadar, um über eine Brücke auf die Insel Pag zu gelangen. Pag gleicht größtenteils einer kargen Mondlandschaft. Es gibt hier und dort nur wenige grüne Flecken. Jedenfalls kommt man auf den teils schnurgeraden Starßen gut voran und außerhalb der Saison hält sich der Verkehr in Grenzen. Obwohl sie nicht sehr hoch aus dem Meer ragt, bietet die Insel hin und wieder Steigungen von 10% und mehr. Zum Wildcampen bieten sich weite Teile der Insel eher nicht an, denn die Landschaft ist von Dornen und großen Felsen übersät. Dafür gibt es reichlich Pensionen in den Küstenorten.
Begleitet wurden wir auf diesem Abschnitt von Regen, Regen und noch mehr Regen. Das führte dazu, dass wir die Kamera nur selten herausholten. Bei schönem Wetter hätten sich sicher großartige Blicke auf das Küstengebirge ergeben, in dem wir einige Tage zuvor noch unterwegs waren.
Wir verließen die Insel Pag im Nordosten mit der Fähre zum Festland. Ein paar Serpentinen hinauf und wir erreichten die Küstenstraße, die bis nach Rijeka führt. Entlang dieser Route kann man ebenfalls einiges entdecken. Im Westen strahlt der helle Kalkstein der Inseln in der Sonne, an der Küste liegen kleine, ruhige Städtchen und im Osten erheben sich die Berge. Wir waren begeistert, dass hier in der Nebensaison so gut wie kein Verkehr ist und bewegten uns rasch gen Norden.
Das Wetterglück hatte uns allerdings endgültig verlassen. Auf dem Weg nach Norden jagte ein Unwetter das Nächste. Die Straße verwandelte sich in einen Fluss, der Regen peitschte so heftig, dass es trotz drei Schichten Kleidung auf der Haut schmerzte. Dazu kam nun noch ein beständiger Westwind, der uns fast von der Straße wehte. Wir erreichten irgendwann wieder die Brücke, die Krk mit dem Festland verbindet. Ab hier wurde der Verkehr zu einer einzigen Katastrophe. Obwohl quasi neben der Küstenstraße eine Autobahn verläuft reihen sich hier die Fahrzeuge. Und dazwischen waren wir, zwei Fahrräder, die irgenwie in einer Sturmflut Richtung Rijeka gespült wurden.
Endlich in Rijeka sondierten wir erneut die Coronalage – und das Wetter. Wir beschlossen über das nördlich Istrien wieder nach Italien zurückzufahren.
Teil 6: Heimwärts
Das Wetter hatte sich erstmal beruhigt und wir mussten uns nur noch ein paar Kilometer mit dem Verkehr der Stadt Rijeka beschäftigen. Um diese zu verlassen, muss man zwangläufig irgendeinen steilen Berg hinauf. Das kam uns aber ganz gelegen, denn so wurden die Klamotten durch die eigene Körperwärme wieder trocken – bevor sie durch den eigenen Schweiß wieder nass wurden.
Die Bergwelt oberhalb von Opatija ist waldreich und von steilen Anstiegen geprägt. Dafür ist man weit weg vom Lärm und Verkehr der Stadt. Auch wir konnten die Reise nun wieder genießen und über die einsamen Waldwege den Norden Istriens kennenlernen.
Es ist eine abgeschiedene Gegend mit kleinen Dörfern zwischen bewaldeten Bergen und Hügeln. Was man hier als Radweg ausgeschildert hat, ist manchmal eher eine Schlitterpartie auf viel zu lockerem Schotter. Dafür wird man regelmäßig mit guter Aussicht belohnt. Läden sucht man in dieser Gegend vergebens und auch Unterkünfte sind eher eine Seltenheit, dafür hat man ja ein Zelt dabei.
Auch hier trifft man wieder auf die typischen Städtchen Istriens, die imposant auf den Hüglen thronen. Es lohnt sich, wenn man hier ein paar Schleifen fährt, denn in jedem Tal und auf jedem Berg gibt es irgendwas zu entdecken.
Nachdem wir die Corona- und vor allem die Wetteraussichten studiert hatten, beschlossen wir, dass sich unsere Radreise dem Ende neigt. Wir hätten noch eine Woche bei Dauerregen durch Norditalien oder Slowenien fahren können – dies hätte wenig Sinn gemacht. So fuhren wir durch das malerische Hinterland Istriens, Sloweniens und Italiens schließlich zurück nach Triest. Wir nahmen den nächsten Flisbus zurück nach Deutschland und genossen die letzten Urlaubstage in der Heimat – bei Sonnenschein!
Fazit
Kroatien ist wunderschön und das bergige Hinterland perfekt für Radreisen. Die Anstrengungen werden mit herrlicher Natur und großartigen Panoramen belohnt. Wenn sich die Welt wieder normalisiert hat, wollen wir in die Route wieder einsteigen, dann aber nicht nach Italien übersetzen, sondern tiefer in die Berge fahren!
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