Ein Fernwanderweg durch den Dschungel, unerschlossene Täler, auf hohe Berge und in das Herz eines Vulkans – das ist der GRR2 auf der Insel La Réunion. Weit weg von Europa und dennoch innerhalb Frankreichs erwartet euch ein abwechslungsreiches Abenteuer.
1. Allgemeines
Die Insel La Réunion liegt äquatornah östlich von Madagaskar in tropischen Breiten. Auf den gut 160 km und (laut Komoot) knapp 10.000 Höhenmetern werdet Ihr also sehr viel schwitzen. Die Höhenmeterangaben sind mit viel Vorsicht zu genießen, da es ständig steil auf und ab geht, auch wenn das Höhenprofil beispielsweise eine konstante Steigung zeigt. Unterm Strich sind es wohl deutlich mehr Höhenmeter.
Eine gute Planungsgrundlage ist in diesem Fall der Wanderführer von Rother. Dieser enthält viele interessante Informationen zur Insel sowie zahlreiche Tages- und Mehrtagestouren, welche man ganz oder teilweise auf dem GRR2 absolviert.
Die vorgeschlagenen Touren sind sehr nützlich für den GRR2, warum erfahrt Ihr bei der Etappenplanung.
2. Anreise
Um nach La Réunion zu gelangen muss man ein ganzes Stück fliegen. Von Europa aus bietet sich ein Direktflug von Paris an, welcher vor allem von Air France angeboten wird. Ein solcher Interkontinentalflug ist zwar nicht billig, dafür wird aber auch am Service nicht gespart – Wein inklusive.
Am Flughafen angekommen, kann man Stadtbusse Richtung Saint Denis Stadtzentrum bzw. Rathaus (Hôtel de Ville Saint-Denis) oder auch Fernbusse (Car jaune) zu allen großen Städten der Insel (T- oder Z0-Linie) nehmen. Die Bushaltestelle ist direkt auf dem großen Parkplatz vor dem Flughafen. Die Fahrt kostet immer (!) 2 € im Stadtbus bzw. 5 € im Fernbus (Stand Juni 2022).
Vom Rathaus (Hôtel de Ville Saint-Denis) fahren die Linien 10, 11 und 23 zur Haltestelle „Cité Papaya“, welche nur 300 m vom Beginn des Trails entfernt ist. Alternativ kann man mit den Linien 12 und weiter oben am Berg 12A (Minibus) bis zur Endhaltestelle „Val Fleuri“ fahren, womit man sich etwa 1.000 m Aufstieg durch urbanes Gebiet erspart.
3. Ausrüstung
Der GRR2 ist ein anspruchsvoller Fernwanderweg, der durch steile Anstiege und dichte Vegetation geprägt ist. Tagsüber ist es extrem schwül, abends fällt die Luftfeuchtigkeit schlagartig zu Boden und alles wird nass. Auch in der Trockenzeit (dortiger Winter) kann es kräftig regnen, während es in den Hochlagen und am östlichen Vulkan eher wüstenartig ist. Festes Schuhwerk ist also Pflicht. Eine lange Hose und die Regenjacke dürfen ebensowenig fehlen wie Sonnencreme und Kopfbedeckung. Schaut euch auch gerne unsere Trekkingausrüstung an:
Trekkingstöcke sind während der steilen Auf- und Abstiege auf dem GRR2 sehr hilfreich. Nachschub an Ausrüstung gibt es entlang des Trails nicht, man sollte daher gewissenhaft packen. In den größeren Städten gibt es für Notfälle auch Decathlon-Filialen.
4. Übernachtung
Wildcampen ist formal auf La Réunion verboten, was insbesondere für die Nationalparks gilt. Allerdings wird biwakieren toleriert, was die Franzosen wie folgt interpretieren: spät das Zelt aufbauen, zeitig wieder abbauen und keinen Müll hinterlassen. Entlang des GR R2 findet man viele traumhafte Stellen, die zum biwakieren einladen.
Legal kann man in den zahlreichen Berghütten (Gîte) übernachten, welche in angenehmen Abständen zueinander zu finden sind. Jene sollte man unbedingt im Voraus der Tour buchen.
Im „Cirque de Mafate“ (siehe Etappen) bestehen die abgeschiedenen Dörfer zur Hälfte aus Gîtes und Campingplätzen. Nachdem man das riesige autofreie Tal allerdings verlassen hat, ist man auf feste Etappen zwischen den wenigen Hütten bzw. Ortschaften angewiesen… außer man hat ein Zelt dabei.
5. Essen und Trinken
Beim Thema Essen treten zu keinem Zeitpunkt Probleme auf. Auf der Insel kann man alles kaufen und auch in den Bergdörfern gibt es immer wieder kleine Läden. Kehrt man abends ein, so kann man regionales Essen in rauen Mengen erwarten – Wein sowie Aperitif inklusive. Man sollte bei der Planung allerdings berücksichtigen, dass Lebensmittel auf der Insel grundsätzlich äußerst teuer sind. Das lokale Abendessen auf Campingplätzen / in Gîtes gibt es für einen guten Preis, wohingegen europäisches Frühstück oder deutsche Essgewohnheiten im Supermarkt ordentlich Geld kosten.
Wasser ist ein anderes Thema. Bis Cilaos (nach dem Cirque de Mafate) gibt es regelmäßig Wasser aus Bächen, Quellen oder Brunnen in Dörfern. Aufgrund der Hitze verbraucht man davon allerdings auch reichlich. Auf den letzten ca. 5 Etappen nach Cilaos gibt es Wasser nur noch in den Hütten (3 Euro für 1,5 l, Stand Juni 2022) oder man steigt zwischendurch nochmals nach Bourg Murat ab.
6. Die Route
Hier seht Ihr unseren Track. Wir würden noch den Aufstieg zum Roche Écrite am ersten oder zweiten Tag empfehlen, außerdem ist der Aufstieg zum Piton des Neiges zwar nicht Teil des GRR2 jedoch Pflichtprogramm auf La Réunion.
Auch ein Abstecher zum Vulkan ist sehr lohnenswert, wobei man hier den Rucksack nicht zwingend mitschleppen muss. Dort kann es ohnehin sehr heiß werden und Schatten gibt es innerhalb der Caldera keinen, also lieber leichtfüßig unterwegs sein.
7. Etappen
Die Route lässt sich in fünf Abschnitte einteilen, wobei das Tal von Mafate den größten Gestaltungsspielraum bietet. Die Route des GRR2 ist zwar fest, jedoch kommt es jedes Jahr zu Sperrungen und Umleitungen, wenn die Tropenstürme beispielsweise eine wichtige Brücke zerstört haben.
Welche Abschnitte gerade begehbar sind, kann man auf der dieser Seite nachlesen:
Wir machen nur Angaben zur etwa benötigten Zeit, da die Entfernung und insbesondere die Höhenmeter irreführend sein können. Auch der Untergrund spielt eine entscheidende Rolle, denn „normales“ Laufen ist häufig unmöglich, da man entweder große Steine und Wurzel überwinden muss oder sich an äußerst steilen Hängen hoch arbeitet.
7.1 Von Saint Denis nach Dos D`Ane
Dauer: 2 Tage
Zunächst geht es steil bergauf, nur damit es noch steiler bergauf geht. Der Nordhang wird die ganze Zeit von der Sonne bestrahlt (Südhalbkugel!) und ist überzogen von einem dichten Regenwald. Auf den ersten Metern könnte man meinen, man kommt nie an oder kollabiert irgendwann vor Hitze. Als Entschädigung bieten sich Panoramen über die nördliche Küste und am Ende des ersten Tages errreicht man die Gîte de la Roche Ecrite. Von dort kann man den gleichnamigen Berg besteigen oder dem Pfad weiter über den endlosen Grad nach Dos D`Ane folgen.
Der Blick auf dem Grat ist zunächst ernüchternd, denn man sieht stundenlang nur Pflanzen. Gen Westen jedoch reißt die Vegetation immer häufiger auf und man kann die Abenteuer (und Höhenmeter) der nächsten Tage erahnen. Gegen Ende des Grates erreicht man oberhalb von Dos D`Ane noch einen Aussichtspunkt mit dem typischen Postkartenmotiv des Tals von Mafate.
7.2 Mafate
Dauer: 3-5 Tage
Hier kommt es besonders darauf an, welche Route gerade begehbar ist. Aber egal welche, sie lohnen sich sicherlich alle! Diese einmalige Landschaft, eingerahmt von den gewaltigen Hängen einer Caldera, beherbergt zahlreiche traumhafte Orte, die entdeckt werden wollen.
Die Route von Dos D`Ane beginnt mit einem schweißtreibenden Abstieg durch den feucht-warmen Dschungel, der zum Glück nach ca. 2h beendet ist. Nun folgt die Abkühlung, denn der Fluss im Tal muss min. viermal überquert werden. Es folgt ein langer Anstieg nach Aurere, wo es zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Sehr zu empfehlen ist ein Snack in der Bäckerei am Dorfeingang sowie eine Nacht auf dem Campingplatz ‚La Bonne Terre‘.
In Aurere und den folgenden Dörfern gibt es immer wieder Übernachtungsmöglichkeiten und kleine Läden. Die Übernachtungen lohnen sich hier allein schon wegen dem großzügigen Abendessen und der Getränke-Flatrate. Hinter Grand Place folgt ein Abstieg vorbei an Cayenne, woraufhin sich einer der anstrengendsten Aufstiege der gesamten Tour anschließt. Man wird an diesem Nordhang regelrecht von der Sonne gegrillt.
Dafür wird man unterwegs mit engen Schluchten und idyllischen Wasserläufen belohnt, gerade vor Îlet des Orangers laden einige Stellen zum zelten ein. Vom Pass La Brèche ist der Streckenverlauf dann angenehmer und man erreicht die höher gelegenen Bereiche Mafates. Wir mussten hier den GRR2 verlassen und auf den GRR3 wechseln, da eine Brücke nach La Nouvelle zerstört war.
Wir folgten daher dem Pfad über Trois Roches nach Marla. Dieser führte uns in ein tief eingeschnittenes Flusstal und zum Highlight des Tages: einer Flussquerung oberhalb eines großen Wasserfalls. Nach dieser schönen Stelle findet man bis kurz vor Marla zahlreiche Plätze, die zum Übernachten oder Baden einladen.
Von Marla erreicht man in kurzer Zeit den Pass oberhalb von Cilaos, wobei man Mafate verlässt. Dort beginnt ein langer Abstieg durch den Dschungel, an dessen Ende man mit einem Gegenanstieg bis zur Stadt belohnt wird.
7.3 Piton des Neiges
Dauer: 2-3 Tage
Der Piton des Neiges ist mit 3070m der höchste Berg der Insel und ein absolutes Highlight. Um den Aufsteig zu beginnen existieren 2 Möglichgkeiten: Einerseits kann man direkt ab Cilaos den ausgeschilderten GR R2 folgen. Oder ihr nehmt den Bus bis zur Haltestelle „Le Bloc“ und folgt anschließend den Markierungen. Der Aufstieg verläuft im Schatten steil bergauf über teils rutschige Steine. Circa auf halbem Weg befindet sich die letzte (kostenlose) Möglichkeit Wasser aufzufüllen – direkt neben einem Pavillon. Nach erreichen des Jochs eröffnet sich der Blick auf die Gîte de Piton des Neiges.
Abhängig von der Ankunftszeit gibt es die Möglichkeit in der Hütte zu übernachten oder weiter auf den Gipfel aufzusteigen und dort zu zelten. Für erstere Variante solltet ihr unbedingt im Voraus reservieren und nicht allzu hohe Erwartungen haben.
Wir persönlich würden jederzeit die Nacht auf dem Gipfel empfehlen. Sowohl der Sonnenauf- als auch untergang sind atemberaubend. Zum Windschutz findet ihr zahlreiche Steinmauern, wo das Zelt aufgebaut werden kann. Zieht euch warm an! In der Nacht sinkt die Temperatur bis auf 0°C.
Der Abstieg vom Piton des Neiges nach Bourg-Murat verläuft zu Beginn über felsigen Untergrund, später entlang eines Grat und gegen Ende durch eine Landschaft wie in Schottland – grüne, saftige Weiden.
Diese Etappe ist laut Einheimischen sehr oft verregnet bzw. im Wolkennebel gelegen. So traf auch uns das schlechte Wetter und wir mussten durch sumpfiges Gebiet bzw. kleine Bäche absteigen. In Bourg-Murat gibt es neben Unterkünften auch einen Supermarkt mit ausreichender Auswahl. Wir verbrachten die Nacht bei Philip und seiner Frau, welche bei booking.com zu finden sind. Es handelt sich hierbei nicht um eine klassische Unterkunft, sondern viel mehr um ein WG-Zimmer. Gemeinsam saßen wir zu Abend und genossen kreolische Küche, wobei stets auf ausreichend Aperitif geachtet wurde.
7.4 Le Volcan
Dauer: 2-3 Tage
Achtung: keine natürlichen Wasserquellen!
Von Bourg-Murat aus führen nicht nur zahlreiche Wanderwege zum Piton de la Fournaise (großer aktiver Vulkan), auch die Wegführung des GR R2 wird regelmäßig angepasst. Wir haben uns für ein Route über Piton Grand-Mere, Piton Textor, Plateau des Basaltes bis zur Plaine des Sables entschieden. Diese Etappe führt erneut durch saftig grüne Wiesen leicht bergan. Mit jedem Höhenmeter wird die Landschaft karger und die Pflanzenvielfalt nimmt rapide ab. Vom Plateau des Basaltes bietet sich ein wunderschöner Blick an die Ostküste und erstmals auch auf den Piton Rouge. Letzterer erinnerte uns von Anfang an an den Schicksalsberg aus Herr der Ringe. Nach einem kurzen steilen Abstieg erreicht man schließlich die Sandebene (Plaine des Sables) – ein Gefühl wie im wilden Westen kommt hier direkt auf. Im Anschluss gibt es 2 Optionen fortzufahren. Entweder ihr trampt zurück bis Bourg-Murat oder übernachtet in der Gíte des Volcan/campiert in der Vulkanlandschaft. Aufgrund mangelnder Wasserquellen haben wir uns für die erste Variante entschieden.
Der Aufstieg zum Piton de la Fournaise beginnt am Parkplatz am Ende der Schotterstraße oder ab der Gîte du Volcan. Direkt am Parkplatz befindet sich ein kleiner Kiosk mit Toiletten.
Der Weg ist sehr gut ausgeschildert. Weiße Punkte auf dem Boden weisen den Weg. Wir entschieden uns für die klassische Route und wählten den linksseitigen Aufstieg. Ihr solltet unbedingt am zeitigen Morgen/Vormittag diese Etappe laufen. Es gibt weder Schatten noch Versorgungsmöglichkeiten unterwegs. Am Kraterrand angekommen bietet sich ein vorsichtiger Blick in den gigantischen Schlund.
Der Vulkan ist jedes Jahr für mindestens 4 Wochen aktiv, zumeist in den Monaten Dezember/Januar. In dieser Zeit ist der Zugang zum Piton de la Fournaise verboten.
Die letzte Etappe des GR R2 führt durch karge Landschaft, ohne Wasserquellen, bis an die Südküste. Am Ende gilt es schließlich ca. 2000 Hm Abstieg zu bewältigen. Wir selbst verzichteten auf diesen Abstieg. Stattdessen wählten wir einen Bus von Bourg-Murat bis nach Saint-Pierre und genossen dort die verbleibenden Tage bis zum Abflug am Ozean.
8. Empfehlungen zur Etappeneinteilung
- 1. Tag: Saint-Denis – Gîte de la Roche Ecrite
- 2. Tag: Gîte de la Roche Ecrite – Roche Ecrite – Cap Noir – Dos d’Ane (Biwakplatz)
- 3. Tag: Dos d’Ane – Deux Bras – Aurère (Camping La Bonne Terre)
- 4. Tag: Aurère – Îlet a Malheur – Grand Place – Cayenne
- 5. Tag: Cayenne – Îlet des Orangers – Roche Plate – Biwakplatz auf dem Le Bronchard
- 6.Tag: Le Bronchard – Roche Plate – Trois Roches – Marla
- 7. Tag: Marla – Cilaos
- 8. Tag: Cilaos – Biwakplatz Piton des Neiges
- 9. Tag: Piton des Neiges – Piton Tortue – Bourg-Murat
- 10.+11. Tag: Bourg-Murat – Plaine des Sables – Piton de la Fournaise
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