
Auf unserer Tour entlang des lykischen Wegs bot sich im Frühling regelmäßig eine atemberaubende Kulisse aus azurblauem Meer und hohen schneebedeckten Bergen, welche unmittelbar aus dem Ozean aufragen. So wurde kurz gefasst die Idee geboren, irgendwann einmal tiefer in den lykischen Taurus vorzudringen.
Im Oktober 2021 war es dann soweit. Mit freundlicher Unterstützung machte sich eine der beiden Turtles auf den Weg. Eine Recherche bei Google erbrachte auch ein lohnendes Ziel: den höchsten Berg im lykischen Taurus zwischen Fethiye und Antalya – den Kızlar Sivrisi Dağ oder Bey Dağlari.
Für den Weg von der Küsten über zwei Bergketten, zum Gipfel und wieder zurück in die Zivilisation waren sechs Tage eingeplant. Für diesen Zeitraum musste mal wieder entsprechend viel Proviant getragen werden. Kleinere Läden unterwegs und Früchte am Wegesrand sollten die Ernährung ergänzen.

Zunächst folgten wir dem lykischen Weg von der Küste in das kleine Bergdorf Beycik, wo sich großartige Ausblicke auf die Bucht von Çıralı bieten. An der oberen Moschee verließen wir den markierten Wanderweg und bogen in eine Forstpiste ein, die uns in die Hochlagen des Küstengebirges führte.
In den verwinkelten Gebirgszügen verstecken sich immer wieder kleinere oder größere Yalas. Diese nur im Sommer bewirtschafteten Bergdörfer waren Anfang Oktober bereits verlassen und machten einen eher trostlosen Eindruck. Wir zogen daher tiefer ins Gebirge und genossen die Abgeschiedenheit.



Die abwechslungsreiche Vegetation und die Landschaft zeigten sich nun wieder von ihrer besten Seite. Haushohe Nadelbäume säumten unseren Weg, während der Olympos mächtig vor uns aufragte. Den höchsten Berg an der Küste ließen wir allerdings links liegen, denn sein Gipfel wird von einer Seilbahnstation gekrönt, die Touristenscharen hinauf befördert – nichts für uns.
Der Pass hinter dem Olympos bot ein weites Panorama und einen guten Ausblick auf den weiteren Weg: nach einem kurzen steilen Abstieg, folgte ein langer steiler Aufstieg. Dabei passierten wir noch einige mehr oder weniger verlassene Yalas. Die Saison war zwar bereits vorbei, es ist jedoch nicht zu übersehen, dass diese halbnomadische Lebensweise allmählich der Vergangenheit angehört.


Am zweiten Pass öffnete sich nun eine andere Welt, hinter einem breiten, bewaldeten Tal ragten die hohen Wände des zentralen Massivs des westliches Taurus in den Himmel. Am Horizont war bereits der Kızlar Sivrisi Dağ erkennbar, doch bis dahin waren noch viele schweißtreibende Kilometer zu überwinden.
Wir passierten einen Marmorsteinbruch und wurden freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass dort eigentlich Betretungsverbot herrscht – einen entsprechenden Hinweis hatten wir bereits auf einem riesigen Marmorblock gelesen, nachdem wir den Steinbruch bereits durchquert hatten. Wie so viele Wortwechsel in der Türkei endete auch dieser in einer Einladung zum Tee.



Überraschenderweise fanden wir in dem kleinen Bergdorf Altınyaka noch einen kleinen Laden und deckten uns mit richtig ungesunden Sachen ein, denn Obst wie Weintrauben, Feigen und Granatäpfel wachsen im Oktober quasi überall und teilweise auch wild.
Der folgende Tag zeigte uns, dass dieses von hohen Bergen eingerahmte Tal tatsächlich doch ziemlich tief gelegen ist. Bei absoluter Windstille marschierten wird in der prallen Sonne. Während in den Bergen noch erträgliche Temperaturen vorherrschten, fühlten wir uns zunehmend wie in einem Backofen, sodass sämtliche Quellen und Bäche genutzt wurden.



Der Fuß dieser mächtigen Gebirgskette war erreicht. Doch bevor wir den Aufstieg auf uns nahmen, gab es noch ein wenig Sightseeing. Tief in diesen Wäldern verstecken sich die Ruinen von Idebessos. Ide- Was? Sicherlich erbaute man in der Antike keine Metropole in dieser Wildnis, doch die Bewohner hinterließen uns immerhin eine ausgeprägte Nekropolis und ein kleines Amphitheater. Ganz ohne Zäune, Eintrittsgelder, Reisebussen, ja ohne andere Menschen wurde hier der Entdeckergeist geweckt.

Von nun an ging es nur noch bergauf. Es war heiß und die spannende Frage blieb: Finden wir im kahlen Hochland Wasser? Immerhin war bei OsmAnd ein einzelner Brunnen verzeichnet, das ließ uns hoffen. Der Wald wurde unterdessen stetig lichter, die Ausblicke dafür umso grandioser: Im Süden schimmerte der 30 km lange Strand vom Kumluca und im Osten tauchte der Gipfel des Olympos hinter der Küstengebirgskette auf.
Da die Hitze in der Sonne unerträglich wurde, verbrachten wir im Schatten des letzten Baumes eine längere Mittagspause. Wir mussten dabei feststellen, dass die Temperaturen im Schatten bereits jetzt im krassen Kontrast zur direkten Sonneneinstrahlung standen. Wir zogen uns sogar in unsere Daunenjacken zurück, um das Panorama während der Pause genießen zu können.


Der erhoffte Brunnen existierte tatsächlich und wurde ausgiebig genutzt, bepackt mit jeweils sechs Litern Wasser traten wir um die letzte Kurve des Aufstieges und erblickten erneut eine völlig andere Welt. Kein Baum. Kein Strauch. Nichts. Vor uns lag eine felsige Steinwüste, deren einzige Vegetation aus kleinen stacheligen Gewächsen bestand, die uns jeden Schritt mit Bedacht gehen ließen.

Während wir uns durch diese Mondlandschaft bewegten, bließ uns ein äußerst kalter Wind um die Ohren. Vor wenigen Stunden standen wir kurz vor einem Hitzeschlag, nun hatten wir bald jedes Kleindungsstück angezogen, welches wir dabei hatten. Wir überlegten nicht lange, als wir auf eine verlassene Hirtenhütte stießen und kehrten kurzerhand in diese rustikale Unterkunft ein. Sie bot uns deutlich mehr Schutz vor Wind und Kälte, als das Sommerzelt in meinem Rucksack. Diese Hütte erwies sich außerdem als sehr dekorativ für ein Foto mit den Sternen.

Endlich! Der Gipfeltag war angebrochen und wir waren (noch) äußerst dankbar für jeden Sonnenstrahl, denn die Nacht war bitterkalt. Man sollte die Isolationswirkung von Folie wirklich nicht überschätzen.
Die Landschaft war kahl und leblos aber dennoch beeindruckend schön. In der felsigen Landschaft entdeckten wir immer wieder spannende Details und in der Ferne ragten weitere Berge auf, welche die großen Hochebenen einrahmen. Der Gipfel selbst war nicht schwer zu besteigen, nur die Wegfindung gestaltete sich als schwierig. Bei OsmAnd sind zwar Trampelpfade verzeichnet, welche allerdings eher selten real existieren, sodass wir so manche steile Bergflanke mit viel Kreativität überwunden haben.




Der schweißtreibende Abstieg amüsierte einige Wildpferde, die in dieser Gegend heimisch sind. Wovon jene Tiere hier (über-)leben, hat sich uns allerdings nicht erschlossen. Den Spuren nach zur urteilen, steigen sie nachts weiter ins Tal ab, wo wieder Gras wächst und wo eventuell Wasser zu finden ist. Denn das war nun auch unser Probelm, die sechs Liter vom Vortag waren längst verdampft und die Quellen auf dieser Seite des Berges waren ausgetrocknet. Uns blieb also nur der Abstieg.
Unser Pfad führte uns in einen weitläufiges Waldgebiet, welches auch einen Nationalpark beherbergt. Es sollte noch ein kompletter Tagesmarsch bis zur nächsten Straße vor uns liegen, doch im Schatten der Bäume war das schon fast wie Urlaub.

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