
Dunkler Urwald, steile Berge, dichter Nebel, alte Tempel und buddhistische Schreine. All dies begleitet einem Wander auf dem Jahrhunderte alten Pilgerweg auf der Halbinsel Kii – dem Kumano Kodo Trail. Für uns war es die erste Mehrtageswanderung mit Tragerucksack und eine wunderbare Erfahrung in vielerlei Hinsicht.
1. Allgemeines
Bereits im frühen Mittelalter machten sich Japaner auf der Suche nach spiritueller Erleuchtung auf den Weg in die Wälder der Region Kumano. Heute existiert ein Netzwerk von mehreren Wegen bzw. Varianten, welche die drei großen Hauptschreine miteinander verbinden. Highlight ist der Schrein Kumano-Nachi-Taisha (siehe Titelbild). Aber auch unterwegs säumen insgesamt 99 kleine Schreine die Pfade in den Bergen.

Der Weg ist beliebt, jedoch nicht überlaufen. Grund dafür sind die limitierten Möglichkeiten für Übernachtungen. Man trifft daher jeden Tag nur eine Handvoll Leute, was in Japan wirklich ein Luxus ist.
Die meisten Wanderer nutzen einen Gepäcktransportservice – wir haben darauf verzichtet. Schließlich wollten wir wandern und nicht spazieren gehen. Damit waren wir auch schnell Thema beim täglichen Trailtalk – einerseits das Gepäck für die gesamte Japanreise plus Baby im Rucksack.

Der Pilgerweg ist nicht besonders lang, die Hauptroute ist in wenigen Tagen zu schaffen. Der Trail gönnt einem jedoch keinen Höhenmeter zu wenig. Diese steilen Pfade werden gesäumt von einem undurchdringlichen Urwald, der kaum einen Sonnenstrahl hindurchlässt. Umso beeindruckender sind die sich plötzlich eröffnende Ausblicke auf tausend spitz aufragende Gipfel.
Der Trail hat viele Gesichter. Einige Passagen verläuft der Weg über Asphalt, dann wieder geradewegs durch das grüne Unterholz. Obwohl die Route täglich begangen wird, erscheinen manche Pfade seit ewigen Zeiten unbenutzt. Die Ursprünglichkeit aus vergangenen Zeiten hallt so auf dem Pilgerweg auch heute noch nach.
2. An- und Abreise
Ausgangspunkt für diesen Weg war für uns Osaka, von wo aus der JR Kuroshio regelmäßig nach Tanabe fährt. Über Google-Maps erfährt man den aktuellen Fahrplan. Zu beachten ist hierbei die Pflicht einer Sitzplatzreservierung, welche man am Fahrkartenautomat erhält.
Am Bahnhof von Tanabe wird man als Wanderer direkt in Empfang genommen und in den richtigen Bus gelotst (nach Takijiri). Das ist kein Symptom von Overtourism, vielmehr haben die Mitarbeiter am Bahnhof wohl keine Lust, 100x am Tag dieselben Fragen zu beantworten.

Für die Rückreise nimmt man von Nachi den Bus in Richtung Nachikatsuura. Achtung! Da sich an der berühmten Pagode viele Tagestouristen tummeln, kann es zu längeren Wartezeiten kommen.
Von Nachikatsuura fährt die Kinokuni-Kinsei-Linie nach Nagoya, von wo aus man wieder überall hinkommt. Man sollte wissen, dass die Züge der Hin- und Rückfahrt für japanische Verhältnisse relativ teuer und relativ langsam sind. Immerhin wird man mit Micro-Museen in den Sanitärbereichen entschädigt (Was das ist? Findet es heraus!).
3. Übernachtung
Der Weg, die Versorgungslage und Landschaft geben es her, dass man zelten kann. Wildcampen ist in Japan (insbesondere in Nationalparks!) allerdings verboten – und es gibt nicht überall Campingplätze.
Am Ende jeder Etappe wartet eine Ortschaft mit Unterkünften. Um die Buchung zu bündeln und ein Durcheinander zu vermeiden, sollte man alle Unterkünfte über die entsprechende Plattform buchen. Man gibt seine Reisedaten an und erhält in Abhängigkeit der gewünschten Etappenzahl eine Auswahl von Unterkünften für jede Etappe. In der Regel gibt es ein Abendessen, Frühstück und eine Lunchbox.
Nutzt zur Buchung den Service der Website www.tb-kumano.jp. Der Service bietet euch je nach Start- und Endpunkt, gewünschter Route und Anzahl der Tage verschiedene Unterkünfte entsprechend der Etappen an. Bucht möglichst mindestens 6 Monate im Voraus, sonst sind an manchen Orten viele oder alle Unterkünfte ausgebucht!
Wundert euch nicht, wenn die Website manchmal nicht funktioniert. Einige japanische Websites, auf denen man etwas buchen kann, haben Öffnungszeiten. Diese orientieren sich an der japanischen Zeitzone, nicht an unserer. Klingt merkwürdig, ist es auch.

Das Essen gehört definitiv zu den Highlights des Pilgerwegs. So hieß es jeden Tag „frischer Fisch!“. In einer unserer Unterkünfte beherbergte uns sogar ein Koch. Rückblickend gab es hier das beste Essen auf der ganzen Japanreise. Aber auch in den anderen Untekünften glänzten die Gastgeber mit authentischer Küche.
4. Die Route
Der Hauptweg ist aufgrund der Länge keine sportliche Herausforderung, mit einem Baby im Rucksack wollten wir es auch nicht direkt übertreiben. Man sollte dennoch berücksichtigen, dass es teilweise sehr steil werden kann. Dazu kommt die schweißtreibende Luftfeuchtigkeit und je nach Tag entweder stehende Luft im nassen Urwald oder eiskalte Winde.
Von Nakahechicho Chikatsuyu nach Yunomine Onsen wandert man mit 27 km und 1.322 Höhenmetern die längste Etappe. Alternativ kann man auch nur bis Hongu laufen und den nächsten Tag verlängern oder auch ein Stück abkürzen. Zahlreiche Wanderer überbrückten die ersten 9 km dieser Etappe mit dem Bus.
Das ist nach unserer Erfahrung weder nötig noch lohnenswert. Zwar folgt man auf diesen 9 km häufig asphaltierten Wegen, dabei handelt es sich aber um quasi unbefahrene Neben- und Waldstraßen. Man kommt sehr gut voran und kann sich unterwegs an denselben Dingen erfreuen, die auch den restlichen Pilgerweg säumen – Ausblicke, Schreine, wunderschöne Natur und japanische Kultur.

Weiterhin gibt es die Möglichkeit, auf dem Weg nach Hongu direkt nach Yunomine Onsen abzukürzen. Sollte man einen weiteren Tag in der Region bleiben, hat man die Möglichkeit, eine Rundwanderung zu machen. Diese Abkürzung ist ein Teil dieser Runde. Wer dafür keinen zusätzlichen Tag aufbringen kann, sollte definitiv nach Hongu und weiter nach Yunomine Onsen wandern. Grund ist der eindrucksvolle Ausblick auf das riesige Tori von Hongu, dem man ansonsten verpassen würde.

Wir sind den Weg in 5 Tagen gewandert, was mehr als komfortabel war. Wir wollten uns mit dem Baby aber auch nicht stressen und unterwegs die Highlights der Pilgerroute genießen. Unser Anreise- und damit erster Wandertag war bereits nach 6 km absolviert, sodass wir in dem beschaulichen Bergdorf Takahara eingekehrten. Neben der stressfreien Anreise lohnt sich die Übernachtung dort allein schon für den Ausblick zum Sonnenaufgang.

5. Pilgern mit Baby
Wir waren während der Elternzeit mehrere Wochen in Japan und haben den Kumano Kodo Trail mit unserer 9 Monate alten Tochter zwischendurch absolviert. Könnte sie ein Buch schreiben, würde der Titel „Über das Leben im Rucksack“ lauten. Sie liebt dieses Leben!
Wir nutzen den Osprey Poco LT, der neben dem bequemen Sitz für das Baby auch noch Komfortelemente für dessen Schlaf, Regen- und Sonnenschutz sowie 24l Stauraum bietet. Das Baby muss für die Benutzung aber unbedingt sicher und stabil sitzen können!
Jedes Element an diesem Rucksack ist durchdacht und funktioniert tadellos. Der Sonnenschutz schützt zuverlässig vor Sonne, die Regenhülle ist schnell montiert und ermöglicht dennoch eine gute Ventilation. Auch auf Aussicht muss das Baby bei Regen nicht verzichten, der Regenschutz verfügt über Fenster in alle Richtungen. Umkippen kann der Rucksack dank seiner Konstruktion ebenfalls nicht.
Die beiden Fächer bieten genug Stauraum für Windeln, Babynahrung und Kleidung für mehrere Tage. Das untere Fach ist sehr geräumig und formstabil – idealer Stauraum für Bentoboxen!
Wer sein Kind noch voll stillt, hat hinsichtlich der Versorgung gar keine Probleme. Pulver für die Milchzubereitung, Gläser mit Babynahrung und Windeln haben wir nur in den größeren Städten gefunden. Einen Nahrungsvorrat für ca. eine Woche kann man zusammen mit einer Tagesration Windeln und diversen Utensilien (Spielzeug, Löffel, Wechselkleidung) im Tragerucksack transportieren. Die restlichen Windeln hatten ihren Platz im zweiten Rucksack gefunden.
Bei Übernachtungen haben wir traditionell japanische Zimmer favorisiert. Hierbei schläft man auf Matratzen auf dem Boden, welcher widerum mit Tatami-Matten ausgelegt ist. Im Vergleich zum japanischen Doppelbett hat man so deutlich mehr Liegefläche. Unsere Tochter hat meist auf ihrer eigenen Matratze neben uns geschlafen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Japan ein hervorragendes Land ist, um mit einem Baby zu reisen. Der Kumano Kodo Trail ist absolut kein Problem und eine wunderbare Erfahrung für die ganze Familie. Auch die Japaner sind äußerst kinderfreundlich und stets hilfsbereit. Es gibt überall saubere, öffentliche Toiletten, die nahezu immer über einen Wickelraum verfügen.
Man muss sich absolut keine Sorgen darüber machen, ein Baby den halben Tag im Rucksack zu tragen. Das Kleine hat immer viel zu sehen, kann mit dem zweiten Elternteil Augenkontakt halten und bei Bedarf mit spannenden Stöckchen zum Spielen versorgt werden. Regelmäßige Pausen zum Füttern, Wickeln, ausreichend Bewegung und natürlich viel Zuneigung sollten selbstverständlich sein.
Werbung und Transparenz:
Die Links in den Beiträgen sind Affiliate-Links. Als Teilnehmer an Partnerprogrammen von Amazon, Globetrotter oder Decathlon verdienen wir an qualifizierten Verkäufen. Wenn du auf einen dieser Affiliate-Links klickst und über diesen Link einkaufst, erhalten wir eine geringe Provision. Für dich fallen dabei keine Extra-Kosten an. Das Programm dient zur Deckung der Kosten der Website.