
Früh übt sich – so sagt man ja. Also sahen wir uns nach einem einfachen, aber dennoch reizvollen Fernwanderweg um, den ein Baby im zarten Alter von 5 Monaten bewältigen kann. Die Wahl fiel auf den Fischerweg an der portugiesischen Atlantikküste – ideales Reiseziel für den Jahreswechsel. Also dann, 50 Windeln, Feuchttücher und Fläschchen in den Rucksack gepackt – und los!
1. Allgemeines
Der Fischerweg ist ein Weitwanderweg von ca. 220 km Länge und ist Teil der Rota Vincentina. Er verläuft zum Großteil entlang einer Steilküste von Sines über den südwestlichsten Zipfel Europas bis nach Lagos.
Die Wegbeschaffenheit variiert von sandigem Trampelpfad bis zur wenig befahrenen Asphaltstraße. Insbesondere die ersten Etappen sind sandreich, wodurch der Weg seinen ganz eigenen Charme erhält. Zu sehen gibt es auf dem Fischerweg täglich neue Buchten mit wunderschönen Stränden, zahlreiche Storchennester, charmante Küstendörfer und imposante Klippen. Viele Aussichtspunkte laden zum Verweilen ein – Kraft tanken, Wellen und Surfer beobachten.
In unseren Augen ist der Fischerweg ganzjährig wanderbar, das Klima ist durch den Atlantik mild. Wir selbst sind ihn im Dezember/Januar gelaufen, wobei die Temperaturen auf max. 20°C kletterten und ein steter Sonne-Wolken-Mix herrschte. Aber auch im Winter können lange Abschnitte ohne Schatten sehr schweißtreibend sein.

2. Anreise
Der Flughafen Lissabon ist von vielen Großstädten per Direktflug erreichbar. Nur wenige Metrostationen vom Flughafen entfernt, liegt der Busbahnhof Oriente (Gare do Oriente), welcher ohne Umstieg erreichbar ist. Von hier aus besteht die Möglichkeit mit einem Fernbus den Start- und Zielort (Sines bzw. Lagos) des Fischerweges zu erreichen. Wir persönlich haben den Anbieter rede expressos genutzt und waren mit Preis-Leistung sowie Pünktlichkeit sehr zufrieden. Alternativ fährt auch Flixbus die entsprechenden Orte an. Man kann am Busbahnhof Tickets kaufen, was allerdings deutlich teurer ist als vorab online.
Für kurze Strecken in der Stadt oder auch zwischen einzelnen Orten am Weg empfiehlt sich die App Bolt.

3. Ausrüstung
Der Weg ist als „Hüttentour“ gedacht und auch empfehlenswert. Wer ohne Zelt unterwegs ist, benötigt lediglich die absoluten Basics. Im Rucksack benötigt man nicht viel mehr als eine Regenjacke, Sonnencreme, etwas Warmes, ein paar Snacks und Wasser.
Mit Baby sieht das natürlich anders aus, aber dazu später mehr.

4. Übernachtung
Da der Großteil des Weges durch Nationalparks verläuft, ist Wildcamping nicht erlaubt. Außerdem ist der Untergrund meist loser Sand oder Felsen und Quellen oder Brunnen gibt es nahezu nirgends.
Am sinnvollsten ist es, von Unterkunft zu Unterkunft zu wandern, die man am besten im Voraus bucht. Vor allem in der Nebensaison sind Doppelzimmer oder Apartments günstig. Von familiären Pensionen bis zu Hotels ist alles dabei.
Überrascht waren wir im Übrigen von den Frühstücksangeboten in den Unterkünften, welche stets über unseren Erwartungen lagen.

5. Verpflegung
An jedem der Etappenziele gibt es Einkaufsmöglichkeiten (vom Tante Emma Laden bis großen Supermarkt) sowie Restaurants. Sehr zu empfehlen ist der lokale Fisch, der frisch und günstig serviert wird – vor allem die Dorade konnte überzeugen!
Beachtet jedoch, dass zur Nebensaison einige Restaurants und Läden geschlossen sein können. Und zwischen Weihnachten und Neujahr ist es in manchen Orten üblich, dass nahezu alle Läden und Restaurants Urlaub machen!
Das Leitungswasser sei grundsätzlich trinkbar. Wir kauften dennoch nach Möglichkeit Flaschenwasser. Sonne und Wind sollte man zu keiner Jahreszeit unterschätzen und auch im Winter ausreichende Trinkmengen mit sich führen.

6. Route/Etappen
Der Fischerweg lässt sich bequem in 13 Etappen aufteilen. Start ist in Sines, einer Kleinstadt im Süden Lissabons. Nachdem man am südwestlichsten Punkt Europas nach Osten geschwankt ist, wartet das Ende es Weges in Lagos. Die Etappenlängen erstrecken sich zwischen 12 und 24 km. Die täglichen Höhenmeter nehmen gegen Ende zu, mehr als 1000 Höhenmeter am Tag werden es aber nicht. Die Etappeneinteilung ist relativ simpel, da ca. aller 20 km ein Dorf mit Unterkünften anzutreffen ist. Ambitionierte Wanderer können ohne große Probleme auch zwei dieser Etappen an einem Tag schaffen.
Die ersten Etappen haben vergleichsweise einen hohen Sandanteil, wodurch sich das Vorankommen anfangs mühsam gestaltet. Gegen Ende wird der Untergrund mehr und mehr steinig. Auch die Höhenmeter nehmen gegen Ende zu. Der Grund ist, dass man zu Beginn längere Strecken entlang der Steilküste wandert und gegen Ende immer häufiger in Buchten absteigt.
Der gesamte Weg besticht durch wunderschöne Ausblicke entlang der atlantischen Steilküste. Verschiedenste Felsformationen ziehen den Wanderer in ihren Bann. Schier eine Ewigkeit lang könnte man den Surfern beim Wellenreiten zusehen. Und wenn man das Auge genau schweifen lässt, so finden sich auf einigen Felsen Storchennester und ihre Erbauer.

7. Wandern mit Baby
Wir sind den Fischerweg mit unserer 5 Monate alten Tochter gewandert. Für Kinder gibt es zahlreiche Tipps und Bücher, die sich teilweise deutlich widersprechen – und dennoch haben alle irgendwo recht. Ihr kennt Euer Kind am besten, wisst, was es braucht, wann es etwas braucht und wie geduldig es ist. Also zu unseren Erfahrungen…
Solange ein Kind noch nicht sicher sitzen kann, muss es in einem Tragegestell transportiert werden. Das hat gleich mehrere Vorteile! Einerseits „kuschelt“ das Kleine die ganze Zeit mit Euch, was das Einschlafen deutlich erleichtert, andererseits habt Ihr Euer Kind immer im Blick. Die Nähe des Gewichtes zu Eurer Körpermitte macht außerdem das Tragen ergonomischer und leichter. Wir nutzen die, speziell für Outdoor-Aktivitäten entwickelte, Kindertrage von Vaude (AMARE BABY CARRIER).
Sowohl im Flugzeug von TAP, als auch im Bus von rede expressos war die Mitnahme eines Babys kostenlos! Einen eigenen Sitzplatz hatte die Kleine dabei allerdings nicht, was im Flugzeug auch nicht erlaubt wäre. Im Bus waren genug Plätze frei, sodass wir uns ausbreiten und die Kleine auch wickeln konnten.
Zur Unterhaltung während der Fahrten und für unterwegs hatten wir ein Knisterbuch, Gitterball und einen Kaustab dabei. Insbesondere für die Zeit während des Wanderns waren Schnullerketten sehr wichtig, damit der Schnuller oder das Spielzeug nicht runterfallen konnten. Außerdem konnte die Kleine so stets selbst das Objekt der Begierde angeln.
Apropos Wandern. Hier seid Ihr wieder gefragt. Was ist der ideale Rhythmus Eures Kindes? Wir konnten meist 2-3h am Stück wandern, in denen die Kleine geschlafen oder die Landschaft betrachtet hat. Danach war eine Pause für Stillen, Toilette und Spielen nötig. Wenn die Kleine wieder schön müde war, ging es weiter. Auf diese Weise teilten wir den Tag in zwei Wander-Blöcke und eine sehr lange Mittagspause auf. Etappen von ca. 20 km sind damit allerdings tagesfüllende Aufgaben.
In einigen Unterkünften wurde uns ein Babybett zur Verfügung gestellt, was man beispielsweise bei booking.com vorab buchen kann. In den meisten Fällen hat die Kleine aber einfach bei uns im Bett geschlafen.
Bezüglich der Babygrundausstattung wollten wir soweit wie möglich unabhängig vom Sortiment der portugiesischen Supermärkte sein. Eine ganze Packung Windeln sowie Feuchttücher und etwas Babynahrung (Pulver) landete in unseren Rucksäcken. Überraschenderweise verfügten sogar die kleinsten Läden über Windeln. Milchpulver hingegen ist nur in Apotheken erhältlich.
Die „Babyausrüstung“ im Überblick:
Babytrage
1 Packung Windeln, 1 Packung Feuchttücher, Wickelunterlage
1 Flasche, 1 Packung Milchpulver, Löffel, Lätzchen
2 komplette Outfits bestehend aus Socken, Langarmbody, Strumpfhose, Langarmshirt, Hose
Schuhe, Mütze, Sonnenhut
3 Spielsachen
Sonnencreme LSF 50+
Alles in allem können wir diesen Fernwanderweg jeder wanderbegeisterten Familie empfehlen.

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