Wer hat sich denn das ausgedacht? Nur weil man einen neuen Job angetreten hat und in der Probezeit ist, darf man keinen Urlaub nehmen. Aber wir sind Ingenieure, weil wir keine Probleme suchen, sondern Lösungen finden!
Also dann, auf nach Zermatt! Einen Urlaubstag am Montag konnten wir dann doch heraushandeln und Freitag ab eins macht ja bekanntlich jeder seins. Nach 10 h Autofahrt erreichen wir Randa. Der kleine Ort ist die vorletzte Möglichkeit sein Fahrzeug im Tal von Zermatt abzustellen.
Da es mittlerweile 1 Uhr in der Nacht ist, holen wir Isomatten und Schlafsäcke aus dem Auto und verbringen die Nacht im Parkhaus. Glücklicherweise fahren die meisten Touristen und Bergsteiger zum großen Parkterminal in Täsch, sodass das Parkhaus in Randa uns einige ruhige Stunden ermöglicht.
Am nächsten Morgen steigen wir in den ersten Zug nach Zermatt, der um diese Uhrzeit hauptsächlich mit Hotelangestellten gefüllt ist. In Zermatt begeben wir uns auf direktem Weg zur Bahnstation zum Klein Matterhorn und fahren auf knapp 3.000 m.
Es ist zwar schön, dass es die Möglichkeit gibt auf bis zu 3.800 m mit der Bahn zu fahren, aber gesund ist das wirklich nicht. Es kommt hier immer wieder mal vor, dass Leute während der Fahrt zusammenbrechen, weil sie den schnellen „Aufstieg“ nicht vertragen.
Wir verlassen die Bahn daher am Trockenen Steg um wenigstens ein bisschen Akklimatisierung zu haben. Es folgt ein wenig schöner Aufstieg durch das Gletscherskigebiet. Wenigstens kommen wir hier gut voran, sodass wir schon bald unterhalb des Breithorn diesen Spielplatz verlassen und uns ins echte alpine Gelände begeben.
Unser Ziel ist das Biwaco Rossi e Volante, von wo aus wir am nächsten Tag starten wollen. Dafür durchqueren wir die riesige Gletscherwelt zwischen der Schweiz und Italien. Wir halten uns linksseitig am Berghang unterhalb des Breithorns, sodass wir von oben an das Biwak herankommen.
Dort angekommen akklimatisieren wir uns erstmal ausgiebig und genießen die hervorragende Aussicht. Es war eine gute Entscheidung den Weg durch das Skigebiet zu gehen, denn kurz nach uns treffen zwei Franzosen ein, die tatsächlich erst am kleinen Matterhorn ausgestiegen sind. Beide klagen über unmenschliche Kopfschmerzen und erbrechen sich. Höhenkrankheit in den Alpen, auch das muss man ersteinmal schaffen.
Da uns die beiden versichern, dass das bei ihnen „normal“ wäre, belassen wir es dabei und legen uns bald schlafen. Gegen 4 Uhr morgens klingelt der Wecker. Showtime! Wir steigen die steile Felsstufe vom Biwak ab und begeben uns zum Castor, dem ersten Ziel des heutigen Tages. Wir erklimmen die zunehmend steile Westflanke. Die letzten 100 Höhenmeter sind so steil und vereist, dass wir die Frontalzacken einsetzen und mit Eisschrauben sichern müssen.
Es folgt ein kurzer Firngrad und es ist geschafft. Wir blicken zum Liskamm und überlegen schon die Spaghetti-Runde zu machen, wenn wir mal mehr Zeit haben! Doch heute kehren wir um und steigen die vereiste Flanke wieder hinunter. Nach einem kurzen Marsch zurück in Richtung Biwak stehen wir am Fluß der Pollux.
Eine kurze Brotzeit und wir durchqueren das Mischgelände und ziehen anschließend die Steigeisen aus. Es folgen einige leichte Kletterein bis wir zwei Felsstufen kurz unterhalb des Gipfels erreichen. Zu unserem Glück sind beide mit massiven Ketten gesichert, dennoch sichern wir uns zusätzlich mit dem Seil. Oben angekommen passiert es dann: erst ein Fluchen, schließlich ein lautes metallisches Klirren verkünden, dass sich hier ein Eispickel verabschiedet hat. Genau durch jene Felsspalte, die wir eben heraufgestiegen sind, verschwindet er in einem Geröllfeld. Zum Glück wurde niemand getroffen.
Nach einem kurzen Besuch auf dem Gipfel begeben wir uns zurück. Unterhalb der beiden Felsstufen berichten uns einige Polen, dass hier gerade ein Eispickel vorbei geflogen kam, der nur wenig unterhalb liegen geblieben ist. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und bergen das gute Stück. Trotz 200 m Sturz und wiederholtem Aufprall auf Felsen ist der Eispickel unbeschädigt. An dieser Stelle wollen wir mal ein Lob für dieses einfache aber robuste Modell (Link: Climbing Technology Alpin Tour Eispickel) aussprechen!
Wir steigen wieder ab und begeben uns zurück zum Biwak – was für ein toller Tag! In der Nacht machen wir noch Fotos von der Milchstraße und starten um 5 Uhr in den neuen Tag. Wir steigen direkt oberhalb des Biwaks in die steile und vereiste Südseite des Roccia Nera ein. Wir sputen uns, denn wir wollen den Sonnenaufgang auf dem Gipfel erleben. Geschafft! Die Sonne strahlt uns ins Gesicht. Wir genießen den herrlichen Morgen und das 4.000er Panorama. Anschließend steigen wir wieder ab, bevor das Wetter plötzlich schlechter wird.
Im Anschluss begeben wir uns über den Gletscher durch dichten Nebel zum kleinen Matterhorn und fahren mit der Bahn ins Tal. Nach einer kurzen Stärkung steigen wir in den Zug und anschließend ins Auto. Es ist später Nachmittag und es liegen wieder 10 h Autofahrt vor uns. Zum Glück klingelt der Wecker morgen erst um 6 Uhr und wir können den Tag im warmen Büro verbringen.
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